01. So geschah denn einst in der Schöpfung ein epochales Ereignis – ihr habt in Mengen begonnen, euch in kleinen und lieblichen Kindlein zu verkörpern, die entsprechend den ihnen eigenen Gesetzen der Materie geboren wurden.
02. Der materielle Körper, von dem ihr Besitz ergriffen habt, ähnelte einem leeren Gefäß, das berufen war, der Träger und Bewahrer des beweglichen Verstandes zu sein und der dieses Gefäß krönte.
03. Als aber eine handvoll kleiner Funken aus der Hand eures Vaters auf die Erde geworfen wurde, habt ihr diese Gefäße gefüllt, und der materielle Körper wurde zum Träger und Bewahrer nicht nur des Verstandes, sondern auch des Göttlichen Funkens, der eben euer Wesen ist.
04. Die erscheinenden Eigenschaften, die dem beweglichen Verstande eigen sind, erlauben es ihm, sich in der eigenen Entwicklung und zur Bereicherung des Verstandes des Weltalls zu entfalten, indem er sich mit Hilfe des Körpers und der ihm eigenen energetischen Besonderheiten regelmäßig und typisch in die Ereignisse der geschehenden Realität derart einmischt, wie er es gerade für notwendig hält, in Übereinstimmung mit den bereits erkannten Gesetzen der Harmonie.
05. Der Verstand untersteht zuallererst dem direkten Einfluss der Gesetze der Harmonie, die er Schritt für Schritt erkennt.
06. Eben das erhält den ganzen Organismus innerhalb dieser Gesetze.
07. Unter den direkten Einfluss eurer inneren Welt gekommen, hat sich die Tätigkeit des Verstandes wesentlich verändert, und nun ist es bereits so, dass sich euer ganzer Organismus nur dann in den Gesetzen der Harmonie erhalten kann, wenn ihr den Gesetzen des Großen Gottes, eures Vaters, strikt folgt.
08. Diese Gesetze aber unterscheiden sich grundsätzlich von den Entwicklungsgesetzen des Verstandes.
09. Deshalb ist eure Lebenstätigkeit nicht berufen, sich vom Verstand leiten zu lassen, wie ursprünglich in der Schöpfung vorbestimmt, sondern von einem Verstand, der zum Hauptgehilfen wird bei der Entwicklung eurer Seele, die das Weltall mit den Gaben Gottes bereichert.
10. Eure Vorbestimmung besteht nämlich darin, Unsichtbares, wenngleich unermesslich Wohlduftendes, in Sichtbares zu verwandeln.
11. Deshalb seid ihr, euch verkörpernd, berufen, mit eurem Wesen auf die Verstandestätigkeit Einfluss zu nehmen und ihre Möglichkeiten bei der Realisierung eurer Eigenschaften in ein anderes Flussbett umzuleiten.
12. Erst nach einer solchen charakteristischen Veränderung der Verstandestätigkeit, die gerade im Fall des Menschen ewig währt, muss der Verstand mit der Zeit unbedingt eine für eure Seele günstige Umbewertung seiner Möglichkeiten vollziehen und endgültig zu einem Wirken in der Eigenschaft eines unersetzlichen Gehilfen in der wahren Entwicklung der Kinder Gottes übergehen.
13. Doch dem Verstand steht bevor, die charakteristischen Besonderheiten eines fremdartigen Gesetzes richtig zu erfassen, wobei innerhalb der Information über den Entwicklungsweg des Verstandes selbst, hineingelegt in die ihn zusammensetzenden Bestandteilchen des Verstandes, über die Gesetze der Seelenentwicklung jedwede Information fehlt.
14. Bei Vertretern der Tierwelt ist das bewusste Verständnis der sichtbaren Realität stark vom Verhältnis des Tieres zu ihr beeinflusst.
15. Wobei dieses Verhältnis auf naturinstinktiven Erscheinungsformen der Gefühle gründet, die von der Harmonie kontrolliert werden.
16. Bei Vertretern des beweglichen Verstandes besitzt der materielle Körper ebenfalls ursprünglich den Ruf des Instinktes und die damit verbundene Erscheinungsform emotionaler Besonderheiten; aber mit den Möglichkeiten ihrer vernünftigsten Befriedigung und mittels nicht geringer anderer Möglichkeiten, die sie nutzen, reduzieren diese Vertreter die naturinstinktiven Gefühlsbesonderheiten bis auf äußerst unbedeutende Erscheinungsformen;
17. Dies erlaubte ihnen, davon Abstand zu nehmen, die umgebende Realität einzig und allein als potentielle Möglichkeit wahrzunehmen, den Körper zu sättigen, sich an einem sicheren Ort zu verstecken und sich rechtzeitig mit dem entgegengesetzten Geschlecht zu vereinen.
18. Sich vom bedeutenden Einfluss der Instinkte sowie von emotionalen Anhänglichkeiten lösend, begann der Verstand, immer häufiger die umgebende Realität ohne Verzerrungen durch irgendein Verhältnis zu ihr wahrzunehmen und zu analysieren.
19. Für die vollwertige Arbeit des beweglichen Verstandes ist das die günstigste Bedingung, so, wie ursprünglich in der Harmonie der materiellen Welt vorgesehen.
20. Zur Zeit eurer ersten Inkarnationen habt ihr von materiellen Körpern, die sich im Anfangsstadium der Verstandesentwicklung befanden, Besitz ergriffen,
21. Als der Ruf des Instinktes eine wichtige Rolle spielte.
22. Als ihr aber die materiellen Gefäße mit eurem Wesen angefüllt habt, und zu Menschen geworden seid, habt ihr stark ausgeprägte Gefühlsbesonderheiten mit einer großen Menge aller möglichen neuen Schattierungen, für die Harmonie unerwartet und mit nichts vergleichbar, in Erscheinung gebracht.
23. Wonach ihr den Ruf des Instinktes viel stärker empfunden habt, als dies euer Organismus vor eurer Inkarnation in ihn empfunden hat.
24. Und neben den naturinstinktiven Erscheinungsformen der Gefühle, die ein bekanntes bestimmtes Verhältnis zur umgebenden Realität aufbauten, erschien in euch ein besonderes, mit nichts in der materiellen Welt vergleichbares, selten wunderbares Verhältnis zur umgebenden sichtbaren und unsichtbaren Welt.
25. Dieser ganze Reichtum an Erscheinungsformen von Gefühlen bewirkte zudem, dass der gewöhnliche Weg der Verstandesentwicklung wesentlich verzerrt wurde.
26. Damit verlor der menschliche Verstand für immer die Möglichkeit, die Realität ohne ihre bestimmte, eigenartige, vorläufige Brechung durch die Gefühlswelt wahrzunehmen.
27. Alles Existierende, das der Mensch fähig ist wahrzunehmen, wird immer zuerst durch seine Gefühlswelt gebrochen und dabei mit allen möglichen Farb- und Schattierungskombinationen gefärbt, und erst danach vom Verstand unter dem Einfluss dieser Farben erfasst.
28. Deshalb hängt euer Wohlbefinden vollkommen von der bestehenden Fähigkeit der Gefühlswelt ab, eine bestimmte Skala von Farben und Schattierungen zu schaffen.
29. Wobei, je düsterer die Farben der Gefühlswelt ausfallen, umso primitiver und fehlerhafter geraten die Schlussfolgerungen eures Verstandes,
30. Unabhängig davon, welche Kräfte zur Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten eingesetzt wurden.
31. Dieses Gesetz müsst ihr ein für allemal kennen.
32. Und bedenkt, dass eure Qualitäten nie wegen eurer intellektuellen Fähigkeiten geschätzt werden, sondern vor allem wegen dem, was in euch ist.
33. Doch eure Gefühlswelt, durch die ihr euer Verhältnis zur gesamten Wirklichkeit ausdrückt, besitzt zwei verschiedenartige charakteristische Erscheinungsformen.
34. Die einen von ihnen – sind die naturinstinktiven emotionalen Erscheinungsformen, die ursprünglich von der Mutter-Erde herrühren.
35. Die anderen aber sind die geistigen Erscheinungsformen der Gefühle, deren Quelle im Wesen eures Himmlischen Vaters inbegriffen ist.
36. Deshalb, wahrlich sage ich euch: alle Gesetze, welche die Bestandteile des allgemeinen Gesetzes eurer Seelenentwicklung sind, kommen in eurem geistigen Verhältnis gegenüber allem in Erscheinung, was ihr durch alle eure Gefühlsbesonderheiten und Möglichkeiten des Bewusstseins wahrzunehmen und zu bemerken in der Lage seid.
37. Unter dem Einfluss eurer geistigen Welt erscheinen in eurem Verstand ungewöhnliche, besondere Eigenschaften;
38. Verbunden mit der Erscheinungsform der früher niemandem bekannten Eigenschaften der Vorstellungskraft, habt ihr auf deren Grundlage stark und willkürlich zu phantasieren begonnen.
39. In euren Phantasien schafft ihr allzu leicht sonderbare Kombinationen von Bildern, ebenso verbindet ihr sie willkürlich miteinander außerhalb jeder Regel der Vernunft und oft im Widerspruch mit den Entwicklungsgesetzen des materiellen Daseins,
40. Dabei drückt ihr euer Verhältnis zu den geschaffenen Bildern mit reichhaltigen Gefühlsausbrüchen derart aus, als ob das alles in der Realität geschähe.
41. Und wenn an sich der Prozess des Erfassens der gegebenen Vorkommnisse nach den Gesetzen der Verstandestätigkeit angebracht ist, so stellt schließlich doch deren logisches Verstehen eine große Schwierigkeit für die Vertreter des außerirdischen Verstandes im Weltall dar.
42. Ein besonderes Geheimnis, das zu den charakteristischen Erscheinungsformen der Seelengesetze gehört, ist der Glaube.
43. Und während für den Verstand die Fähigkeit wichtig ist, Informationen in genaue und ungenaue Kenntnisse einzuteilen, um gebührend ein Geschehen zu erfassen,
44. So kann das Verhältnis der Seele gegenüber etwas oder gegenüber jemanden sich entweder in vollem Vertrauen oder in einem gewissen Misstrauen äußern.
45. Während es in den Gesetzen der Verstandesentwicklung nur eine den Anstoß gebende Besonderheit gibt, nämlich die Neugierde;
46. So gibt es in den Gesetzen der Seelenentwicklung nur eine zurückhaltende – den Zweifel.
47. Die den Anstoß gebende Besonderheit ist gut auf dem Weg der Entwicklung, jedoch gefährlich, wenn man sich am Rande eines Abgrundes befindet.
48. Die zurückhaltende Besonderheit dagegen ist gut am Rande eines Abgrundes, jedoch ungünstig auf dem Weg des Aufstiegs.
49. Diese beiden Geheimnisse – Anstoß und Anker – habt ihr unabwendbar in euch erlangt, und da ihr unfähig wart, jedes von ihnen würdig einzuschätzen, um sie richtig zu nutzen, habt ihr euer Leben zu chaotisch-ordnungslosen Erscheinungsformen gebracht.
50. Dementsprechend begehrt ihr dort, wo es gefährlich ist, wo man nichts berühren darf – was euch auch durchaus bewusst ist – es unbedingt zu berühren.
51. Dasjenige aber, was euch sehr wohl als das Richtige und Notwendige bewusst ist, tut ihr nicht, wobei ihr oftmals absurde Rechtfertigungen über das anführt, was euch angeblich auf keinerlei Weise würdig gelungen ist.
52. Ohne zu bemerken, dass ihr euch oft mit etwas wesentlich Geringerem im Verhältnis zu nicht vollzogenem Größeren herausredet.
53. Der Glaube ist ein wunderbares Mysterium,
54. Das euch in dem Fall, wo ihr an eure Kräfte glaubt, fähig macht, Anstrengungen zu unternehmen, die ihr unter anderen Bedingungen nicht aufbringen könntet.
55. Wenn ihr an die Kräfte eures Nächsten glaubt, so erhöht das seine Möglichkeiten, wobei ihm ein Teil eurer Kräfte übertragen wird.
56. Dabei wird eure Seele demjenigen gegenüber, an den ihr glaubt, offener.
57. Und wenn ihr beginnt, dem Großen Gott zu glauben, eurem Himmlischen Vater, so wird euer Glaube Heilig, und er ist die einzige Möglichkeit für eure Seele, die vollkommenste Verbindung mit dem Vater zu haben.
58. Doch dabei muss das Vertrauen unbedingt vollkommen sein.
59. In diesem Fall muss man wissen, dass ihr zu eurem Himmlischen Vater niemals eine Wechselbeziehung mittels des Bewusstseins eures Verstandes habt.
60. Denn das Gesetz des Verstandes ist ein Gesetz der Materie, und das aber ist ein fremdartiges Gesetz im Verhältnis zu den Gesetzen des Großen Gottes.
61. Deshalb, wahrlich, sage ich euch: blind sind jene, die danach dürsten, eine direkt an sie gerichtete Ansprache Gottes inmitten ihrer Gedanken zu finden.
62. Denn ein Gedanke ist materiell, der Himmlische Vater aber rührt nicht an diese für Ihn sehr grobe Erscheinungsform.
63. Deshalb kommuniziert in euren Gebeten mit dem Großen Gott nur das, was von eurer Seele kommt, doch ganz und gar nicht das, was sich von euren Lippen löst.
64. Die Worte der Gebete sind vor allem notwendig für euch selbst.
65. Doch die Unkenntnis auch dieses Unterschiedes ließ euch lange Jahrhunderte in den Versuchungen lebloser Gewässer umherirren.
66. Doch dieses Umherirren wird nicht ewig sein,
67. Der Herr sieht es, und das Notwendige wird getan.