Buch der Ansprachen – Kapitel 7-12

Kapitel 7

1. Das Leben der Kinder Gottes ist wie die Meeresoberfläche in windigen Zeiten,
2. Wo es Momente schäumender Wellen gibt, in deren Kämmen die Sonnenstrahlen spielen, doch auch Momente trauriger Tiefen, von fliegenden Schatten bedeckt.
3. Unruhig ist das Leben, gegründet auf den mächtigen Glauben…
4. Doch wie wächst die geistige Kraft? Etwa nicht durch die Arbeit der Kinder Gottes?
5. Amen, Ich sage euch: Glauben ohne Taten könnt ihr nicht finden.
6. Ist Arbeit nicht eine Überwindung der hindernden Stufe?
7. Denn du wirst kein Bergbewohner, wenn du dich im ebenen Feld bewegst, sondern nur beim Überwinden hoher Stufen.
8. Was stellt sich dem Sonnenstrahl in den Weg? Ist das nicht die undurchdringliche Finsternis?
9. Was kann den Südwind aufhalten? Ist das nicht die Nordströmung?
10. Weshalb eure Arbeit, in der das Wesen der Gottesstrahlen enthalten ist, in dem Bestreben besteht, die Finsternis und Kälte zu besiegen.
11. Die wahre Arbeit aber tritt nicht im schäumenden Wellenkamm in Erscheinung, wo euch Sonnenstrahlen mit einem Regenbogen liebkosen, sondern in der schattigen Tiefe,
12. Worüber euch viel früher gesagt wurde: „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Liebet eure Feinde…“,
13. Wenn kalte Pfeile eure Herzen durchbohren.
14. Weshalb der Glaube im dunklen Nebel bestimmt wird.
15. Überwindet die gewaltigen Hindernisse mit reinem Herzen! Denn diese Arbeit prüft euren Glauben und gibt euch die Möglichkeit, höher zu steigen und weitere Horizonte zu sichten.
16. Wie leicht ist es, über Glauben zu sprechen, wenn das Leben windstill ist, doch wie anders ist es – in gewaltigen Schwierigkeiten Glauben zu zeigen.
17. Wenn die Sonne über eurem Kopf steht, so fühlt ihr die große Wärme, Freude und den Glauben vollständiger.
18. Doch die Sonne bleibt nicht an einem Platz.
19. Und je mehr sie sich dem Horizont nähert, umso länger werden die Schatten, und umso kälter und feuchter wird es.
20. Die Sonne aber verschwindet zeitweilig ganz aus deinem Blickfeld. Dunkelheit und Kälte hüllen das suchende Kind in einen feuchten Schleier. Wo ist dann die wahre Arbeit?
21. Schwer ist der Weg dessen, der nur das Äußere sieht.
22. Nehmt ihr aber das Wesen der Sonne in euer Herz auf, so entflammt es zu einem unlöschbaren Feuer.
23. Und diese Sonne wird ewig mit euch sein und nicht einen Moment untergehen.
24. So erkennt das Wesen des wahren Abendmahles, um nicht in völliger Finsternis zu irren!
25. Denn das Wort des großartigen Vaters ist in Fleisch und Blut zu euch gekommen, ähnlich dem euren.
26. Und jener, der vollständig das Wort in sein Herz aufnimmt, genießt wahrhaftig Mein Fleisch und Mein Blut.
27. Und jene, die dieses Wort aufgenommen haben, sollen es durch ihren Körper umsetzen! Dann werde Ich bei diesen Kindern für ewig verweilen. Amen. Vissarion

Kapitel 8

1. Die orthodoxen Kirchenväter halten eifrig an den Vorschriften über die Abbildung von Heiligen fest,
2. Und sind dabei der Meinung, dass ein Kunstmaler kein Ikonenmaler sein kann,
3. Wobei sie darunter die größte Kraft der geistigen Einwirkung auf den Betrachter durch das heilige Antlitz verstehen.
4. Da diese Ansicht einen grundlegenden Platz im Denken der Kirchenväter einnimmt, führte das dazu, dass die Ikonenmaler von Jahrhundert zu Jahrhundert und auch weiterhin sich an die Abbildung ein und derselben Gesichter mit ein und denselben Techniken halten.
5. Kann einem Menschen, der von Kind an ein und dieselben Gesichter gesehen hat, an die er leidenschaftlich glaubte, irgendeine andere Gestalt erscheinen? So geschieht es auch mit dem Ikonenmaler,
6. Der, das eine oder andere Antlitz abbildend, unbewusst die im Kopf eingeprägten Gestalten wiederholt.
7. Was bedeutet, dass die Ikone, als Widerspiegelung des „wahren“ Glaubens, im geistigen Leben des Menschen zur Tradition wurde.
8. Diese Äußerlichkeit verdeckt wie ein dichter Nebel den Blick der Suchenden.
9. Dieser Fehler führte zu einem großen Verlust.
10. Die ersten Ikonenmaler, die leidenschaftlich gläubig waren und ständig beteten, bereiteten sich angestrengt auf die Schaffung des heiligen Bildes vor.
11. Sie nahmen ihre Arbeit erst dann auf, wenn das heilige Antlitz in ihrer Vorstellung so klar erschien, dass sie das nachfolgende Werk deutlich sehen konnten.
12. Das Weitere geschah ganz natürlich.
13. Die späteren Ikonenmaler lernten von diesen Abbildern, und in den Momenten ihres Schaffens hielten sie unbewusst an den bekannten Antlitzen fest.
14. Doch selbst in diesem Fall, ohne an eine andere Darstellung des Heiligen zu denken, konnten die Künstler von Generation zu Generation die Entstellung der gemalten Bilder nicht vermeiden.
15. Und je mehr verschiedenartige Entstellungen es gab, desto mehr verstärkte sich diese Erscheinung.
16. Heutzutage findet man unter den bisher existierenden Abbildungen von Heiligen keine zwei gleichen mehr.
17. Und in manchen Fällen sind sie sich völlig unähnlich.
18. Das wahrste und wertvollste Abbild eines Heiligen wird jenes sein, bei dem die Gestalt vollkommen mit Hilfe der Vorstellungskraft des Künstlers entstanden ist,
19. Wo er nach ernsthafter Vorbereitung die lobgepriesene Schönheit zum Ausdruck bringt
20. Und das Werk mit seinem lebendigen Geist anfüllt.
21. Zur Zeit der Herstellung der ersten Ikonen konnte die Abbildung der Heiligen, wegen der ungenügenden technischen Methoden, nicht die geistige Großartigkeit übermitteln.
22. Selbst wenn der Ikonenmaler mit dem lebendigen Modell gearbeitet hätte, wäre er nicht in der Lage gewesen, ein wahrheitsgetreues Abbild zu übermitteln.
23. Weswegen die Ikone mit der Zeit nur dank dem Heiligenbild einen Wert hatte.
24. Dieser Wert des Abbildes, von Generation zu Generation weitergegeben, wurde zum traditionellen Kanon (Regelwerk).
25. Doch die Denkweise und die geistige Welt des Menschen bleiben untraditionell.
26. Der Wert einer Ikone als Heiligenbild verliert sich.
27. Nur bei einem Gläubigen ruft das ikonografische Abbild ein wahres Erbeben der Seele hervor.
28. Bei den anderen erinnert es nur an den Glauben vergangener Generationen.
29. Was in Hinsicht auf die Entwicklung des Lebens normal ist.
30. Die ersten Ikonen enthielten in sich alle Errungenschaften des menschlichen Könnens.
31. Doch nach gewisser Zeit kam es zu einem Bruch zwischen der Ikonenmalerei und den bildenden Künsten, wobei jeder seiner Wege ging.
32. Doch nur die bildenden Künste entwickelten sich auf ihrem Weg.
33. Der Weg der Ikonenmalerei aber verwucherte, weil er nicht benutzt wurde.
34. Die Verwucherung des Weges begann seit der Zeit, als Ikonenmaler erschienen, die nicht versuchten, auf die Erscheinung der Heiligen vor ihrem inneren Auge zu achten,
35. Weshalb sie in den letzten Jahrhunderten ihre Werke den festgelegten standhaften Vorschriften unterordneten,
36. Und sich ganz auf die bereits existierenden Abbilder verließen.
37. Beim Herstellen solcher Werke braucht man nicht unbedingt große Kenntnisse über die geistigen Tiefen des Menschen zu haben.
38. Es reicht, die Technik der Ikonenmalerei zu erlernen. Oh, welch gewaltiger Verlust!
39. Aufgrund des angeborenen Strebens zur Erschaffung des Schönen, in der Anfangszeit der Ikonenherstellung, rief das heilige Abbild sowohl ein Erbeben vor der Heiligkeit, wie auch ein Erfreuen an dem Werk der menschlichen Hände hervor.
40. Das Werk schaffend, legten die ersten Ikonenmaler den ganzen Elan ihrer Seele und alle ihre Fähigkeiten in ihre Arbeit,
41. Wodurch diese Werke Licht zu den Betrachtenden ausstrahlten.
42. Doch mit der Zeit, aus Angst, von den festgelegten Regeln abzukommen, hielten die Meister nur an den bekannten Heiligenbildern fest.
43. Und seitdem verringerte sich die Fähigkeit immer mehr, in die Arbeit die Fülle der Gaben seiner Seele hineinzulegen.
44. Die Arbeit an den Abbildungen der Heiligen nahm immer grauere Nuancen an.
45. Im Unterschied zur Ikonenmalerei entwickelt sich die bildende Kunst ständig, von einer Schwelle zur anderen übergehend.
46. Die innere Welt des Menschen aber bewegt sich unaufhaltbar weiter, diesen Strom nicht verlassend.
47. Sich in Bewegung befindend, ändern sich die Ansichten der Kinder Gottes, was bedeutet, dass auch das Bedürfnis nach Schönheit sich immer mehr ändert.
48. Der Mensch, der ein bestimmtes Entwicklungsniveau erreicht hat, bedarf bestimmter Befriedigungen seiner geistigen Eigenschaften,
49. Zu deren Entwicklung einzig die Kunst verhelfen kann, die sich nicht nur gestaltlich verbessert, sondern auch in größere Tiefen der Psychologie eindringt,
50. Was man mit Hilfe entwickelter Methoden der Gestaltung erreichen kann.
51. Man darf nicht vergessen, dass echte Kunst ihrem Wesen nach in der heilenden Einwirkung auf die Seele besteht.
52. Doch Künste sind Äste am Baum der Religion.
53. Wer stirbt, wenn man die Äste von Baum abbricht?
54. Der Baum, seiner Äste beraubt, lässt neue wachsen.
55. Die Äste, des Baumes beraubt, vertrocknen.
56. Ist es klug, die Äste vom Baum abtrennen zu wollen?
57. Ein gewaltiger Fehler der Gottesdiener ist es, die Kunst, die Schönheit zu erkennen, gering zu schätzen.
58. Ein Geistlicher muss ein Grundwissen in der Kunst besitzen,
59. Und noch besser, wenn er irgendeine Erscheinung dieser farbenfreudigen Wolke beherrscht,
60. Denn die echte Kunst erlaubt nicht nur, den Umgebenden den Segen der Seele des Schöpfers vollständiger zu übermitteln, sondern hilft auch, die geistige Welt des Betrachters zu ordnen und bereichern.
61. Die Kunst darf nicht in etwas Weltliches und Geistiges getrennt werden. Das ist eine gewaltige Unwissenheit.
62. Denn nur die Kunst, in Abhängigkeit von der geistigen Größe ihres Schöpfers, kann entweder Licht oder Finsternis mit sich bringen.
63. Die blinde, seit langem bestehende Einteilung in Kultur und Geistigkeit führte dazu, dass die gewaltigen Fundamente einen tiefen Riss bekamen.
64. Und heute könnt ihr immer mehr sehen, wie die Kultur geistlos wird und die Geistigkeit – kulturlos. Oh, welch großer Verlust!
65. So erkennt denn würdig die Gaben, die euch der großartige Vater gab! Seid Schöpfer! Amen. Vissarion

Kapitel 9

1. In der Zeit der Jugend und des Werdens sind dem Menschen weitreichende energetische Möglichkeiten gegeben.
2. Während der Blütezeit des Lebens müssen sich diese Energien in einen oder einige Ströme kanalisieren.
3. Ähnlich einem breiten wasserreichen Strom, der zu einem schmalen Durchlass kommt und, seine Kraft verstärkend, mit Getöse vorwärts strömt.
4. Denn nicht die Möglichkeiten werden eingeschränkt, sondern die ganze Energie wird auf den ausgewählten Weg konzentriert.
5. Ein junger Mensch soll seine sich in ihm ausbreitende Energie nur dazu benutzen, seinen Platz in der Natur zu suchen.
6. Wenn man eine schwierige Tätigkeit aussucht, muss man ihr alle Kräfte widmen,
7. Wobei man auf die Seele horchen sollte.
8. Wenn sich die Seele öffnet und eure Tätigkeit annimmt, so ist dies euer Platz in der Natur. Und es können auch mehrere Plätze sein.
9. Nimmt aber die Seele diese Arbeit nicht an, so sollt ihr unbedingt Energie aufwenden, um einen neuen Weg auszuwählen.
10. Diese Suche ist äußerst verantwortungsvoll im Leben eines Menschen,
11. Denn von der Auswahl hängt das weitere Leben ab.
12. Doch der Platz in der Natur und der Platz in der Gesellschaft sind nicht ein und dasselbe, obwohl sie ineinander übergreifen.
13. Der Platz in der Natur wird von den natürlichen Eigenschaften bestimmt und ist eine direkte Entwicklungshilfe sowohl für den Menschen, als auch für die Umwelt.
14. Der Platz in der Gesellschaft wird von künstlichen Erscheinungen bestimmt, die Nebentätigkeiten zugewandt sind, die scheinbar später den Menschen zu Nutzen gereichen.
15. Wisset! Lichte Menschen werden jene sein, die mit Würde ihre Qualitäten als Schöpfer eingeschätzt haben, unabhängig vom Prestige des gewählten Weges,
16. Denn allein die Existenz des Begriffs „das Ansehnlichste“ ist ein Anzeichen für eine kranke Gesellschaft.
17. Seid den Schwankungen der Seele gegenüber aufmerksam,
18. Denn in Momenten der Müdigkeit und der Misserfolge wirkt der Teufel aktiv auf euch ein,
19. Was in Gedanken über eure Unfähigkeit, die gewählte Tätigkeit weiter auszuführen, in Erscheinung tritt.
20. In Abhängigkeit von der Kraft des Glaubens an eure Handlungen hält dieser Einfluss an.
21. Der Verstand eines jungen Menschen, der von der Religion losgelöst ist und nichts über das Wesen der höheren und niederen Welten weiß, kann den Versuchungen nicht widerstehen.
22. All ihre Energie richten die Jugendlichen auf die Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse,
23. Wovon sowohl der Verstand unentwickelt bleibt als auch die Energie vergeudet wird.
24. Das gefährlichste Niveau wird dann erreicht, wenn der junge Mensch materielle Bequemlichkeiten zu fordern beginnt,
25. Wo er seine Freizeit verbringen und sich erholen könne,
26. Unvernünftig unter der Fülle des Lebens die Möglichkeit verstehend, dass er alle Genüsse körperlicher Begierde erfahren muss.
27. Viele von euch betrügen sich selbst, wenn sie denken, aus diesem Sumpf leicht herauszukommen, sobald sie es für notwendig halten.
28. Dieser Sumpf lässt nur jenen Menschen frei, der einen großen und starken Willen besitzt.
29. Die Möglichkeit sich zu vergnügen, beginnt in jener Periode, wo die Notwendigkeit besteht, seinen Lebensweg zu wählen.
30. Diese Versuchung erscheint, damit ihr vorzeitig die euch gegebene Lebenskraft vergeudet.
31. Die Mehrheit der jungen Leute findet anfänglich nicht ihren richtigen Lebensweg,
32. Auf den sie so spät wie möglich treten möchten.
33. So einen Weg betretend, versteht der Mensch nach gewisser Zeit, dass er ihn nicht richtig gewählt hat.
34. Doch Energie für die Suche eines neuen Weges fehlt.
35. Viele werden sich gar nicht bewusst, dass sie nicht an ihrem Platz sind,
36. Weshalb sie ihre Arbeitstätigkeit nur als gesellschaftliche Notwendigkeit ansehen.
37. Die Zeit verwandelt diese Menschen in graue, unnütze Gestalten.
38. Zu denen selbst die Tiere nicht werden.
39. Zurückzugehen, um seinen Weg zu suchen, ist unmöglich.
40. Denkt daran! Nicht für die Befriedigung des Fleisches soll der Mensch leben, sondern zur Entwicklung der Seele.
41. Leider hören nicht viele auf die Stimme der Wahrheit, doch Ich versichere euch, alle werden den gemachten Fehler bereuen.
42. Doch dies zu tun ist sinnlos.
43. Seid deshalb aufmerksam gegenüber euren Gaben und verhaltet euch nicht geringschätzig ihnen gegenüber. Sonst kommt der Fall sofort. Schafft! Der Friede sei mit euch. Amen. Vissarion

Kapitel 10

1. Ein großer Fehler der Leute ist es, einen Menschen nach jenen Handlungen zu bewerten, die er in seiner Vergangenheit begangen hat,
2. Über seine Eigenschaften nach vergangenen Zeiten zu urteilen.
3. Der Mensch ist nur im Moment der Berührung mit ihm wahrhaftig er selbst.
4. Im nächsten Moment ist er bereits ein anderer.
5. Genau wie man an ein und denselben Fluss nicht zweimal herantreten kann.
6. Mit ein und demselben Menschen müsst ihr euch bei jedem Zusammentreffen immer wieder neu bekannt machen.
7. Die Menschen aber treffen sich mit jenen Gefühlen, die sie bei ihrem Auseinandergehen hatten.
8. Dies ist nur in Bezug auf die erhabenen Gefühle gerecht.
9. Oder man trifft jemanden mit jenen Gefühlen, die aufgrund von Kenntnissen über diesen Menschen entstanden sind.
10. Dieses Wissen kommt vonseiten eines Außenstehenden und jener übermittelt es ausschließlich aufgrund seiner Eindrücke.
11. Und die können in Abhängigkeit von der Scharfsinnigkeit des Menschen mehr oder weniger richtig sein.
12. Doch Selbiges wird die richtige Einschätzung eines Menschen in noch weitere Ferne rücken.
13. Der Mensch kann sich, in Abhängigkeit von der Schnelligkeit und Breite seiner Gedanken, nach gewisser Zeit entweder ganz verändern, oder in seiner Entwicklung einen winzigen Schritt vorangeschritten sein.
14. Die Entwicklung kann sowohl auf das Emporsteigen als auch auf den Fall ausgerichtet gewesen sein.
15. Ein Mensch, der eine Handlung begonnen hat, macht aufgrund ihrer Folgen seine Schlussfolgerungen,
16. Was ihn sofort verändert.
17. Es gibt niemanden, der unfähig wäre Schlussfolgerungen zu ziehen,
18. Nur die Tiefe und der Umfang der Schlussfolgerungen sind verschieden.
19. Weshalb gesagt wurde, dass es unwichtig ist – wer der Mensch in der Vergangenheit war;
20. Wichtig ist – wer er jetzt ist, und noch wichtiger – wer er sein wird.
21. Der menschliche Körper handelt bei weitem nicht immer zum Segen der Entwicklung der Seele.
22. Eine schwache Seele ist unfähig, den Körper zu majestätischen Gipfeln zu führen,
23. Was den Körper dazu zwingt, in völliger Abhängigkeit von der Eitelkeit der umgebenden Leute zu handeln.
24. Dieses erschwert die Einschätzung eines Menschen sehr, weil seine äußeren Handlungen wie echte, dem Menschen wesenseigene aufgenommen werden.
25. Man kann jahrelang mit jemandem zusammenleben und ihn doch nicht kennen lernen.
26. Das wahre Wesen kann nur ein scharfsinniger Mensch erkennen.
27. Je komplizierter die Welt ist, mit desto mehr Äußerlichkeiten lebt der Mensch,
28. Und umso weniger zugänglich wird sein eigentliches Wesen.
29. Wie kann man an den äußeren Erscheinungen bestimmen, welche Handlungen der Widerhall der Seele sind und welche – nur eine Erscheinung des Selbsterhaltungstriebs?
30. Nicht immer entspricht die Stimme der Seele den gesellschaftlichen Normen.
31. Ein Mensch, der dieses Nicht-Entsprechen sieht, trachtet oftmals nicht danach, seiner inneren Stimme zu folgen,
32. Weshalb seine Seele verkümmert.
33. Das wahre Wesen kann man entweder bei einem Menschen mit einer stärkeren und reineren Seele antreffen,
34. Oder wenn sich der Mensch in den Strudel der sinnlichen Ausschweifungen hineinstürzt,
35. Oder bei einem Menschen, der in der Klemme steckt.
36. In Momenten großartiger Sakramente, wenn bei einem Menschen das Bedürfnis entsteht, seine Seele zu öffnen, darf man nicht blind und abweisend sein.
37. Sonst verschließt sich die sich öffnende Seele wieder, wenn sie die Kälte verspürt.
38. Und ihr werdet vielleicht nie mehr die Möglichkeit haben, wenigstens ein Teilchen des wahren Menschen zu erkennen.
39. Seid den Handlungen des Körpers und den Bedürfnissen der Seele gegenüber aufmerksam.
40. Denkt daran! Die Taten des Körpers formen die Seele.
41. Wenn ihr etwas schafft, was der Seele zuwider ist, kühlt ihr sie ab. Friede sei mit euch. Amen. Vissarion

Kapitel 11

1. Wie scharf ist die Klinge, mit der die jungen Kinder Gottes immer mehr in Berührung kommen, wenn sie die Lawine des Wissens erobern, die aus dem Weltall über sie stürzt!
2. In der Natur ist kein Platz für Wissensspeicher.
3. Wenn euch die Möglichkeit gegeben wurde, ungewöhnliche Erscheinungen zu streifen, so bedeutet das, dass ihr euch auf die Aufnahme einer bestimmten Information und den Beginn einer bestimmten Tätigkeit vorbereitet.
4. Doch wisset, dass ihr euch, wie kein anderer, in einer äußerst verantwortlichen Situation befindet,
5. Denn ihr könnt sowohl die aktiven Anhänger der Information des Lichtes als auch der Information der Finsternis werden.
6. Um ein Anhänger der Finsternis zu werden, braucht man sich nicht besonders anzustrengen.
7. Ihr braucht das gar nicht zu bemerken, denn das geschieht auf dem Weg der Befriedigung der unausgewogenen Neugier und der sinnlosen Anhäufung von Informationen.
8. Die Haupteigenschaft, aufgrund derer ihr heute nicht einsam sein werdet und euch auf einem gemeinsamen Weg versammelt, ist euer Glaube an das Ungewöhnliche.
9. Euer Verstand vertraut jeglicher Information aus diesem Gebiet.
10. Anfangs empfindet ihr Vertrauen, dann aber geht es in Überzeugung über.
11. Denn durch die eindringende Information werden eure Kenntnisse verdrängt und aufgrund dessen stirbt die Fähigkeit zum wahren Denken ab.
12. Im Endeffekt beginnt ihr, nur noch erhaltene Information zu benutzen, für deren Wahrhaftigkeit ihr euch nicht verbürgen könnt.
13. In Zusammenhang damit scheint ihr euch auf einer höheren Stufe zu befinden dank eurer weitreichenden, bisher unbekannten Kenntnisse, doch ihr könnt zum Hemmschuh der wahren Entwicklung des Menschen werden.
14. Denn euer Gehirn bleibt bei der kalten Erkenntnis stehen und ihr verwandelt euch in eine Maschine mit einem sich ständig erweiternden Informationsumfang.
15. Die Wahrheit des Lebens besteht nicht darin, mehr und mehr kennen zu lernen, sondern etwas Weniges, doch äußerst Wichtiges zu wissen.
16. Bedenkt! Die Qualität eines Menschen hängt nicht vom Umfang des technischen Wissens ab.
17. Der Mensch soll kein Speicher sein, sondern ein Schöpfer,
18. Denn jedem wurde eine entsprechende Tätigkeit bestimmt.
19. Um sie zu finden, muss man nicht grübeln, sondern den Weg der Reinigung seiner Seele betreten,
20. Auf dem nach gewisser Zeit der vorgesehene Lebensweg sichtbar wird.
21. Das Weltall hat einen gewaltigen Informationsumfang.
22. Jedes vernünftige Wesen kann Informationen über die verschiedenen Seiten des Daseins des Alls erhalten, wie auch über alles in ihm Existierende.
23. Die Weisheit der einen oder anderen Zivilisation besteht darin, aus der ganzen Vielfalt nur jene Informationen zu wählen, die in ihrer Gesamtheit die harmonische Entwicklung eben dieser oder jener Zivilisation aufbauen.
24. Trachtet danach euch zu reinigen und in ausreichendem Maße Wärme in eurer Seele zu erlangen:
25. Sie hütet euch vor dem Abweichen auf den falschen Weg.
26. Denn nicht alles ist Wohl, was keinen Schaden bringt.
27. Erinnert euch an die Legende vom himmlischen Manna. Als der Herr befahl, so viel zu nehmen, wie man an einem Tag essen könne und keinen Vorrat anzuhäufen.
28. Doch viele gehorchten nicht und legten sich einen Vorrat an,
29. Über Nacht aber fingen alle Vorräte an zu stinken und bedeckten sich mit Würmern.
30. Man kann einwenden – Information ist kein Manna, sie kann nicht verderben.
31. Das ist wahr. Doch der Speicher verdirbt, wo sie aufbewahrt wird.
32. Trachtet nicht danach, alle Information zu ergreifen und zu sammeln,
33. Denn sie existiert immer.
34. Ihr braucht nur zu lernen, sie zu nehmen.
35. Jetzt wird sie euch als Lehrmaterial gegeben, um eure Fähigkeiten in jenen Gebieten zu entwickeln,
36. Auf die ihr nicht nur einmal gestoßen seid, als ihr eine falsche Information erhalten habt.
37. Dieses wird nicht zum Vergnügen jener getan, die sie geben, sondern um euren Verstand vorzubereiten.
38. Denkt daran! Eine wirklich wichtige Information bekommt ihr nie, solange eure Seelen sich in einem unreinen Zustand befinden.
39. Denn zum wahren Denken ist der Mensch nur unter der Aufsicht einer reinen Seele fähig.
40. Erhaltet ihr von Zeit zu Zeit eine unbekannte Information, seid äußerst vorsichtig.
41. Hört auf die Stimme eurer Seele.
42. Ihr sollt nur die Information annehmen, die mit der Entwicklung der Seele harmonieren kann.
43. Wenn ihr darauf nicht achtet, so verwandelt ihr euch, wenn ihr die Information erhaltet, in Kälte
44. Und trotz eurer Wünsche, führt ihr die Menschheit in den Abgrund.
45. Doch denkt daran, das Beil liegt heutzutage am Fuß des Baumes. Jeder Baum, der keine guten Früchte trägt, wird gefällt und ins Feuer geworfen.
46. So seid denn würdige Kinder eures großartigen Vaters!
47. Erkennt zuerst das Wesen eurer Seele! Friede sei mit euch. Amen. Vissarion

Kapitel 12

1. Der Himmlische Vater hat seine Kinder nach seinem Abbild und nach seinem Ebenbild geschaffen.
2. Das Abbild ist die eine Wahrheit, das Ebenbild – hat eine andere tiefe Bedeutung.
3. Der großartige Vater gebot seinen Kindern, ihm gleich zu sein – Schöpfer von Liebe und Schönheit.
4. Und die Kinder traten zaghaft in Reih und Glied in die erstaunliche Ecke der Welt, geschaffen von der Ewigkeit. Der Fluss der Zeit umhüllte sanft die ersten Seelen und streckte sie sicher der Unendlichkeit entgegen.
5. Wie großartig ist das Wunder der Schönheit!
6. Ein Ozean verschiedenfarbiger Blütenblätter plätschert mit zärtlichem Rauschen uferlos…
7. Doch einmal erschien eine Linie unter der einen Hand, unter der anderen schwang sich ein Ton heraus, irgendwo floss ein wunderbares Wort von Lippen…
8. Ein Regenbogen leuchtete über den Köpfen der kleinen Wanderer auf.
9. Doch das Rauschen wurde stärker…
10. Seitdem haben die Kinder bei der Suche ihrer Reife viele Schuhe zerrissen auf den Wegen der Zeit.
11. Linien und Noten überqueren die Oberfläche zielstrebig. Aber die Tiefen?…
12. Auf der einen Seite geht man beim künstlerischen Schaffen rein technisch an das Werk heran.
13. So ein Schöpfer ist bedacht, das umgebende Dasein mit Hilfe seiner Hände am genauesten wiederzugeben.
14. Und das Märchenhafte piepst jämmerlich unter dem sicheren Schritt.
15. Auf der anderen Seite haben wir jenen Schöpfer, dessen Hauptsorge das Bestreben ist, die persönlichen Erlebnisse und Empfindungen darzustellen, die auf ihn durch die Einwirkung der Umwelt einstürzen.
16. Die Meisterschaft der Ausführung verhüllte sich im Nebel der Verzweiflung. Die Breite der Szene wurde mit Originalität angefüllt, die in den meisten Fällen nicht in der Lage war, den Stempel der Erkenntnis zu tragen.
17. Das gewaltige Wunder des Daseins verschwindet beim Näherkommen wie eine Fata Morgana.
18. Zwei Seiten der Schöpfung – wie zwei Pole:
19. Im ersten Fall versteht der Betrachter klar das Dargestellte und – sollte es Bewunderung hervorrufen – so gewöhnlich nur wegen der erstaunlichen äußeren Ähnlichkeit;
20. Im anderen Fall versteht der Betrachter das Dargestellte wenig oder gar nicht, kann jedoch die unwahrscheinliche Originalität bewundern.
21. Beide Seiten sind kleine Tropfen eines gewaltigen Flusses.
22. Sie stellen sein Wesen dar, aber sie verändern seine Strömung nicht.
23. Zwei entgegengesetzte Pole der Schöpfung…
24. Auf dem einen wachsen die technischen Feinheiten, doch die Schaffenskraft vereiste und fällt in kleinen Schneeflöckchen nieder.
25. Auf dem anderen wehen böige schöpferische Winde, doch anstelle von Ideen fällt vom Himmel das flunkernde Licht des Selbstausdrucks.
26. Ähnlich vielen Kindern, die in Abhängigkeit von der einen oder anderen Laune eine bis dahin unbekannte Melodie vor sich hin singen:
27. Diese Kinder kennen die Gesetze der Tonharmonie höchstwahrscheinlich nicht, doch sie werden nicht anders singen, denn mit Hilfe der Klänge drücken sie sich selbst aus.
28. So eine Melodie ist bestimmt, nur der Seele des Autors Befriedigung zu verschaffen,
29. Und gefiele sie noch jemanden, so nur dank der Resonanz der Tonwelle mit dem Erleben des Zuhörers.
30. Doch es gibt im Fluss eine mächtige Strömung, die die Richtung wenden kann.
31. Ihr Wesen besteht im meisterhaften Verschmelzen beider Pole.
32. So ein Schöpfer schafft ein Werk, das der Betrachter nicht nur sehen und fühlen kann, sondern wobei ihm, indem er es versteht, Flügel wachsen.
33. Die mächtige Wurzel muss Erzieher solcher Eigenschaften werden, die zum wahren Anhäufen geistigen Reichtums verhelfen.
34. Der Schönheitserschaffer muss begreifen, dass ein Kunstwerk keine Speise ist, die man jedem zum Kosten vorsetzt, sondern ein Tempel mit offenen Türen.
35. Die Tür erlaubt es jedem, in die geistige Welt des Künstlers einzudringen.
36. Jener, der im geringeren Grade die Schönheit empfindet, kann sich in einem anderen Tempel mit mehr anreichern.
37. Nur die Tür darf man nicht schließen, denn dann wird der Tempel niemandem zugänglich sein und deine Schöpfungen bleiben unverstanden.
38. Und man braucht keinen Tempel aufgrund menschlicher Bedürfnisse zu bauen, denn wegen ihrer Unbeständigkeit wird so ein Tempel nach einiger Zeit vergessen und niemandem nützlich sein;
39. Ein Spinngewebe versperrt den Raum.
40. So seid denn würdige Schöpfer des bewundernswerten Lichtes, das euch vom großartigen Vater gegeben wurde! Friede sei mit euch. Amen. Vissarion

Wie wir Menschen miteinander leben sollten …