Gerichtsverfahren

In der Vergangenheit habe ich es vermieden, Berichte über das Gerichtsverfahren gegen unseren Lehrer Vissarion und zwei seiner Nachfolger weiterzugeben.

Zur Erinnerung: Am 22. September 2020 wurden Vissarion, Vadim und Volodja in einer aufsehenerregenden militärischen Aktion festgenommen. Der Vorwurf: Vissarion füge seinen Anhängern psychischen Schaden zu.

Seit etwa einem Jahr läuft ein Gerichtsverfahren, in dem unter anderem ein gewisser Dima Kisterski als Zeuge der Anklage aussagte.

Aus der letzten Gerichtssitzung berichten nun die Angeklagten folgendes:

Derzeit werden die Zeugen der Anklage befragt, und der Staatsanwalt entscheidet, welche Zeugen der Anklage zur nächsten Verhandlung geladen werden sollen. In der letzten Sitzung erfuhren wir mit unverhohlener Neugier von Ereignissen aus dem Leben des Dima Kisterski – durch Verhöre seiner Ex-Frauen Dina und Soja.

Vieles haben wir zum ersten Mal gehört. Wir werden nur einen Teil dessen erwähnen, was wir an diesem Tag zu Ohren bekommen haben. Eines Tages, wenn der Fall abgeschlossen ist, werdet ihr Gelegenheit haben, alles in vollem Umfang zu erfahren. Fast alle im Gerichtssaal lächelten an diesem Tag, sogar die Staatsanwältin, auch wenn ihr Lächeln ein wenig angestrengt war.

Es stellte sich heraus, dass Dima seiner Ex-Frau erzählt hatte, dass er ein Major des FSB sei und er sie eines Tages in sein Büro einlud, wo sein Major-Kittel hing. Er sprach auch von finanzieller Unterstützung durch den FSB bei der Manipulation des Falles und erklärte, dass man doch die eigenen Leute nicht im Stich lasse. Im Spätsommer 2019 erzählte er seiner Ex-Frau, dass der Fall bereits abgeschlossen sei und er wisse, wie er manipuliert wurde, und untersuchte dann das Haus seiner Frau, wie er sagte, mit einem Spezialgerät auf Wanzen, die angeblich seitens der jetzigen Angeklagten installiert worden sein könnten. Es wurden keine Wanzen gefunden. Die Wanzen könnten natürlich auch von der anderen Partei installiert worden sein, um die Aktivitäten des Majors zu überwachen. Aber da war nichts – vielleicht war das Gerät von schlechter Qualität.

Und am 22. September 2020 beteiligte sich Dima – nach eigener Aussage gegenüber er seiner Frau – gemeinsam mit Spezialkräften getarnt und maskiert an dem Sondereinsatz, um uns auf dem Berg festzunehmen.

Viel Zeit ist vergangen seit den Ereignissen, als Dima enthüllte, dass er Major sei, sich an der Manipulation des Falles und an einer Spezialoperation mit dem Ziel unserer Festnahme beteiligte, nach Wanzen suchte und bei Verhören einen Meineid leistete … Vielleicht ist er bereits Oberstleutnant geworden?

Ich meine, diesem Sachverhalt ist nicht viel hinzuzufügen; und mir stellt sich die Frage, wie kann nach diesen Zeugenaussagen die Verhandlung weitergeführt werden so, als sei nichts geschehen … Es sei denn – wie bereits in einem ähnlichen Fall geschehen – die Aussagen werden im Protokoll gestrichen …

Wie wir Menschen miteinander leben sollten …