Zeit der Wende – Kapitel 11

1. Mit den ersten Schritten hat die junge Menschheit als einmalige Erscheinung im Schoße der Mutter Erde infolge der natürlichen Unkenntnis der Wahrheit unvermeidlich zugelassen, dass sich das Gesetz der Selbstbehauptung durch sie in einer ungewöhnlich extremen Form auswirkt.

2. Das versetzte jeden Vertreter der gesamten menschlichen Gesellschaft in den unausgeglichenen krankhaften Zustand, in dem unendliche Streitigkeiten und allerhand Wettbewerbe untereinander darum geführt werden, soweit möglich den vorteilhaftesten Platz unter der Sonne einzunehmen,

3. Dabei widmet er diesem alle seine Gedanken, körperlichen Anstrengungen und das jeden Tag seines Lebens bis ans Ende,

4. Indem er bei derartigen Anstrengungen zur Einschläferung der Stimme des Gewissens allerhand Wahlsprüche schafft, durch welche die eigenen Anstrengungen die Illusion der Erhabenheit gewinnen.

5. Und, ausschließlich nach dem Willen des Großen Himmlischen Vaters, erwerben diejenigen, die früher befriedigend gearbeitet haben, eine immer größere Ausgeglichenheit dadurch, dass sie mehrmals in einem neuen Körper auf die Erde zurückkommen.

6. Das Gesetz der Selbstbehauptung aber mit allen ihm eigenen verschiedenartigen Gesetzmäßigkeiten wurde in der Morgenröte des Werdegangs der jungen Menschheit zum Fundament der Lebensgestaltung der ganzen menschlichen Gesellschaft.

7. Wo es überhaupt nicht notwendig war, diese Besonderheit verschiedenen isolierten Völkern ausdrücklich anzuerziehen, denn sie bildet unveränderlich die Anfangsgrundlage der tierischen Seite in der Menschenpsyche und ist bestrebt, sich im Grunde ebenso unveränderlich zu zeigen.

8. Das Wesen dieser Lebensgestaltung, die immer noch auf demselben Fundament ruht, ist bis heutzutage erhalten geblieben.

9. Wo im Laufe der gesamten relativ lange dauernden Geschichte der Formung der menschlichen Gesellschaft sich bei allen nur die äußerlichen Dekorationen und Losungen geändert haben.

10. Selbst wenn ihr die Mitmenschen nicht bewusst direkt und offen als Rivalen abstempelt, mit eurer Lebensweise, die ihr untereinander als einen unendlichen Wettbewerbskampf um die bequemsten und vorteilhaftesten Güter und Lebensstellungen für euch führt, zeigt ihr überzeugend deutlich, dass ihr eure Mitmenschen sehr wohl als wahrscheinliche Rivalen wahrnehmt, wobei ihr die Bedeutsamkeit der eigenen egoistischen Ideen oft tatsächlich sogar über die Werte des eigentlichen Lebens eines Mitmenschen stellt und ausschließlich vergleichende Einschätzungen der Eigenschaften eurer Nächsten macht.

11. Der Begriff „Rivale“ wird auf der Bewusstseinsebene des Menschen mit dem Bild desjenigen verglichen, vor dem man nicht vollkommen offen sein kann, dem man nicht voll vertrauen kann, mit dem man vorsichtig sein muss und den man zu fürchten hat, und dem man folglich zu entgehen versuchen muss, und den man besiegen oder aber beseitigen muss.

12. Aber man kann ihm auch gestatten, eine Zeitlang in der Nähe zu sein, wenn er interessiert ist, zu eurem Vorteil beizutragen.

13. Wenn ihr euch zu Ehepaaren zusammentut, kommt die betrachtete Gesetzmäßigkeit ebenfalls noch in gewissem Maße zum Ausdruck, selbst wenn Gefühle der Liebe da sind.

14. Denn einen derartigen Umstand empfindet ihr in erster Linie als einen Erwerb dessen, den ihr leidenschaftlich für euch in der Nähe haben möchtet.

15. Eben dies bringt auch starken Kummer, wenn der, den ihr liebt, sich nicht mit euch in Liebe verbindet, sondern mit jemand anderem.

16. Ihr verbindet euch vorerst noch mit eurem Mitmenschen zu einem Ehepaar nicht, um ihm eure Dankbarkeit auszudrücken, dass er euch erlaubt, in seiner Nähe zu sein,

17. Und diese Dankbarkeit bewahrt und zeigt ihr sogar von Zeit zu Zeit, selbst wenn ihr vom Nächsten nicht wenig Schwierigkeiten erduldet.

18. Dadurch, dass ihr falsch einschätzt, wie sehr ihr den Nächsten braucht, bewertet ihr ebenso falsch, wie sehr er euch braucht.

19. Wenn ihr daher unter bestimmten Umständen erfahrt, dass ihr, wie ihr meint, für ihn nur wenig nützlich seid, empfindet ihr heftige schmerzhafte Emotionen, denn ihr versteht dies als Bestätigung eurer angeblichen Untauglichkeit, so als ob man euch ohne weiteres verlassen könnte und euch gegen etwas Vorteilhafteres eintauschen könnte.

20. Denkt daran! Ein geistig Strebsamer beeilt sich in erster Linie zu lernen, nützlich zu sein,

21. Und alle anderen erwarten vorerst von den Mitmenschen die Bestätigung ihrer Nützlichkeit.

22. Indem ihr ständig vom Nächsten Zeichen der Aufmerksamkeit erwartet, Worte der Liebe an euch und darüber, wie sehr er euch braucht, demonstriert ihr damit euer Misstrauen ihm gegenüber und die Angst vor ihm.

23. Denn abhängig davon, dass eure Innenwelt mehr von negativen Eigenschaften erfüllt ist und ihr ein egoistisches eigennütziges Empfinden über den Nächsten habt, erwartet ihr krankhaft von ihm, dass er jene Eigenschaften zeigt, die ihr auch selber fürchtet.

24. Und wenn ihr wiederholt durch die äußerlichen Lebensumstände wahrnehmt, dass die von euch erwarteten Zeichen der Aufmerksamkeit ausbleiben, so seid ihr geneigt, unverzüglich diesen Handlungen des Nächsten unbedingt ein negatives Motiv zu unterstellen.

25. In welchem angeblich das verlorengegangene Interesse an euch eindeutig sichtbar wird, worauf ihr später unvermeidbar als eine bereits unvorteilhafte „Ware“ gegen eine vorteilhaftere ausgetauscht werdet.

26. Je schneller und stärker ihr unter den Einfluss derartiger Emotionen und Mutmaßungen geratet, ohne die Wahrhaftigkeit dessen, was in der Tat geschehen ist, überprüft zu haben, einen um so stärkeren Verdacht werdet ihr in der Tiefe eures Wesens festhalten, dass der Nächste angeblich geneigt ist, euch leicht zu verraten und euch eine große seelische Verletzung zuzufügen.

27. Das bedeutet, dass, wenn ihr euch bei dem gemeinsamen Wunsch, zu etwas Freudigem zu kommen, zu einem Ehepaar zusammentut, ihr zumindest in der Tiefe eurer Gefühlswelt eine starke Angst vor eurem Nächsten habt,

28. Die sich als ein natürliches Produkt der Erziehung auf Grund falscher psychologischer Einstellungen in euch entwickelt.

29. In diesem Fall werdet ihr, wenn ihr ein gemeinsames Leben beginnt, notwendigerweise nicht ganz offen voreinander sein, ihr werdet vorsichtig sein, viele eurer Taten fürchten, die angeblich unabwendbar zu dem führen könnten, wovor ihr Angst habt.

30. Und das führt unbedingt zu einem unansehnlichen und auf den ersten Blick sinnlosen Zustand in eurem Eheleben, sofern die gemeinsam geborenen kleinen Kinder euch nicht noch zusammenhalten.

31. Denn der Charakter eures Verhaltens in bezug auf den Nächsten ist gerade so, wie er nur zu einem wahrscheinlichen Rivalen sein kann, und zwar einem Menschen, der vor allem mehr das eigene Wohlbefinden schätzt.

32. Und ihr merkt nicht, dass alle eure Wünsche und Ansprüche an den Nächsten im Grunde auch gerade von der Besorgtheit um das eigene Wohlergehen geprägt sind.

33. Mit einem derartigen Verhältnis zum Nächsten werdet ihr bereits unfähig sein, mit ihm freundschaftliche, glückliche gegenseitige Beziehungen zu schaffen,

34. Was unbedingt diejenigen bemüht sein sollen zu tun, die sich entschlossen haben, die Verantwortung füreinander für einen gewissen Zeitabschnitt des gemeinsamen Lebensweges zu tragen.

35. Aufgrund des Gesetzes des Egoismus bevorzugt ihr, als erster den Nächsten zu verlassen, anstatt dass man euch verlässt.

36. Deshalb empfindet ihr den Verlust des Interesses am Nächsten, wenn ihr es früher verliert, als er es an euch verliert, gelassen und positiv, als etwas Selbstverständliches.

37. In diesem Aufruf beabsichtige Ich nicht, die ganze Breite der Psychologie der Ehebeziehungen zu behandeln, darüber werde Ich noch genug durch andere Aufrufe und in Gesprächen mit euch reden, und berühre nur kurz eine der Besonderheiten eurer Innenwelt, die von großer Bedeutung ist und in verschiedenem Grad in allen Natur- und Eheverbindungen vorhanden ist,

38. Damit ihr in Zusammenhang auch mit dieser euch gut bekannten grundsätzlichen Lebensäußerung wachsam und achtsam die notwendigen Gesetzmäßigkeiten erkennt, die unbedingt in voller Übereinstimmung mit dem Wort Gottes zu befolgen sind,

39. Da das Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft mit dem Wohlergehen des Ehepaars beginnen muss.

40. Dabei ist das Wohlergehen keineswegs vom Vorhandensein glänzender Kachelfliesen abhängig, sondern immer vom Vorhandensein einer leuchtenden geistigen Welt.

41. Und mit den angeführten Lebensumständen möchte Ich unterstreichen: Unter Bedingungen, in denen ihr wahrscheinliche Motive in den äußeren Handlungen des Mitmenschen zu vermuten beginnt – und genau so versucht ihr immer die wahrscheinlichen Eigenschaften derer einzuschätzen, die ihr irgendwie kennen lernt – werdet ihr vorerst noch diesen Motiven in Wirklichkeit die eigenen Schwächen und Neigungen unterstellen, zu denen ihr in ähnlichen Situationen geneigt seid, in denen auch der Mitmensch sich irgendwie äußert.

42. Das heißt, in Wirklichkeit wird in eurem Bewusstsein kein wahres Bild von demjenigen entstehen, mit dem ihr in Kontakt gekommen seid,

43. Sondern es wird lediglich ein Bild von einem Menschen entstehen, das auf Grund eures interessierten Verhältnisses zu ihm mit Hilfe von Eigenschaften gemalt worden ist, die ihr im Laufe des eigenen Lebensweges erworben habt.

44. Ihr werdet nicht in der Lage sein, in eurem Bewusstsein ein Bild von einem Menschen mit Hilfe von Eigenschaften zu gestalten, die ihr nicht erworben habt, nicht verstanden habt, die euch demnach völlig unbekannt sind.

45. Wenn ihr versucht, voreilig ein Urteil zu fällen über jemanden von denen, mit denen ihr in Berührung kommt, versucht ihr deshalb in Wirklichkeit aus Unkenntnis, in ihm euch selbst zu erkennen,

46. Indem ihr ihm unbedingt das zuschreibt, was ihr in eurem Interesse in ihm sehen möchtet.

47. Und nur die Färbung der Interessiertheit, eine geistige oder eine egoistische, färben eure gefühlsmäßige Wahrnehmung in eigener Art.

48. Solange ihr euch auch nur ein wenig gegenseitig als wahrscheinliche Rivalen wahrnehmt, werdet ihr einander in euerem Innersten fürchten und euch voreinander in acht nehmen,

49. Und folglich werdet ihr untereinander fremd bleiben, ungeachtet dessen, ob ihr wohlgeformt mit dem Mund den Namen Gottes preist oder nicht.

50. Eine Einige Familie würdiger Kinder Gottes wird es unter diesen Umständen niemals geben.

Wie wir Menschen miteinander leben sollten …