Je älter man wird, desto aufmerksamer wird man für das, was um einen herum vor sich geht. Seit ich ein kleiner Junge war, liebte ich es, in den Sternenhimmel zu schauen und den Stern meiner Mutter zu suchen. Dann begann ich zu bemerken, dass Sterne auftauchen und verschwinden können. Er fällt nicht nur mit einem leuchtenden Schweif, sondern verschwindet geradezu: So ein Stern kann die ganze Nacht an einem Ort hängen und in der nächsten Nacht ist er nicht mehr da. Und jetzt ist mir aufgefallen, dass sich die Sterne auch auf merkwürdige Weise bewegen oder wie eine große Leuchte im meinem Blickfeld hängen und vor meinen Augen verschwinden, als ob sie eine Art Spiel anbieten. Und es ist klar, dass das keineswegs Sterne sind, sondern entweder „Sternenboote“ oder „Himmelswagen“ – oder lampenähnliche Augen, die jemanden beobachten. Und wenn sie hinter mir her sind?
Eines Tages beschloss ich, ermutigt durch ein unverständliches Himmelsschauspiel, Großvater zu fragen.
– „Großvater, hilf mir. Wieder sah ich nachts eine Leuchte oder ein Sternenschiff über den Himmel ziehen. Du hast es doch auch gesehen, oder? Was ist das?“
– „Ich habe es gesehen, mein Sohn. Aber ich kann dir nicht sagen, was es ist. Weil ich es nicht weiß. Es gibt Vieles, was wir RABBI nicht fragen konnten, solange Er bei uns war. Als wir begriffen, dass wir Vieles erfahren konnten, war es schon zu spät.
Überlegen wir, was könnte es sein? Könnten es die Götter oder Gottheiten deiner Heimat sein, die, wie alles auf der Welt, vom Allmächtigen geschaffen wurden? Was hältst du von diesen Lichtern?“
– „Ich denke wie du, dass sie die Götter des Olymps sind. Und die Gottheiten … die sind auf der Erde, wie Olivia, die Hüterin des Hains“, meine Augen leuchteten bei dieser Vermutung.
– Dann frag die Hüterin, ihr seid doch Freunde“, lächelte Johannes.
Und natürlich rannte ich, sobald ich nach meinen Lieblingsbeschäftigungen – Schmieden und gemeinsames Essen – Zeit hatte, in den Olivenhain, um Reisig zu sammeln. Olivia erschien schnell, noch bevor ich ein Feuer machte.
– „Suchst du mich? Ich weiß, dass du es bist“, lächelte sie.
– „Und wie weißt du das? Woher?
– „Ich kann deine Gedanken hören, wenn ich an dich denke.“
– „Kannst du mich etwas lehren?“
– “Ja, werde ich“, sagte sie.
– „Hilf mir zu verstehen, Olivia. Es sind Fragen aufgetaucht, und Johannes meinte, ich solle zu dir gehen.“
– „Eine vernünftige Entscheidung“, lächelte sie mit ihren schönen Olivenaugen. – „Doch antworte mir zuerst. Siehst du außer mir noch andere Hüter?“
– „Ja. Ich habe den Jungen des Baches mehr als einmal gesehen. Er verbirgt sich nicht vor den Blicken … Und in unserem Haus, im Hof, blitzt auch manchmal ein kleiner, stämmiger Mann mit einem dicken, lockigen Bart auf. Aber ich habe ihn noch nicht gegrüßt.
Als ich mich eines Abends von dir verabschiedete, drehte ich mich um und sah eine große Frau mit lockigem blondem Haar neben dir vor den Wellen stehen. Sie verschwand schnell und tauchte in die Brandung ein.“
– „Gut“, nickte Olivia. – „sie sind die Gottheiten der Erde. Virkus, er ist der Hüter des Berges dort drüben, schaut von Zeit zu Zeit in deinem Haushalt vorbei. Der Junge, der Hüter des Baches, wird Krukis genannt. Und die schöne, große Frau ist die Hüterin unseres Meeres. Wir nennen sie Atalia.“
– „Und im Himmel? Ich sehe Lichter in verschiedenen Größen am Nachthimmel. Sie können stillstehen, sich schnell bewegen und verschwinden. Wer sind sie? Sag mir, Olivia, was du über sie weißt.“
– „Ja, Euseus, ich weiß ein wenig über sie. Eine Ebene der Gottheiten kennt ihr und könnt sie sehen – die Erdhüter. Die Hüter können alles voneinander wissen.
Eine weitere Ebene der Götter ist der Untere Himmel. Dies sind die Götter der irdischen Naturgewalten. Sie wurden von der Erde in Verbindung mit den höheren Mächten, den Oberen Welten, geboren. Dort (im Unteren Himmel) gibt es auch Helfer – Menschen-Götter, die ohne irdischen Körper leben können und der Erdenwelt, in erster Linie den Menschen, nützlich sein können. Die Menschen nennen sie Engel. Aber sie sind Menschen, nur sie sind rein.
Und weiter – die Höheren Himmel, die Höchsten Mächte oder die Oberen Welten. Wie viele Ebenen es gibt, wie viele Welten – ich weiß es nicht. Diese Welten sind in der Lage, andere Welten zu erschaffen, aber sie selbst wurden auch erschaffen. Sie oder ihre Boten siehst du in den kugelähnlichen Schiffen.
Höhere Götter oder höhere Wesenheiten können hier ohne ihre Schiffe anwesend sein. Das hängt von ihrem Niveau ab. Die Menschen nennen sie auch Engel, wenn sie ihre Anwesenheit bemerken.
Über allem steht der SCHÖPFER. Alle Welten sind von Ihm erschaffen worden. Er ist ohne Niveau. Er braucht keinen Namen. Er ist der EINE.“
– „Ist es möglich, mit diesen Höheren Wesen zu kommunizieren?“
– „Das ist es. Aber sie entscheiden, mit wem und zu welchem Zweck sie kommunizieren. Mit dem SCHÖPFER kann niemand kommunizieren. Die Götter können von Ihm sprechen. Sie können sich so bezeichnen, wie sie es für ihre Zwecke für richtig halten. Der Mensch kann normalerweise nicht unterscheiden, mit welcher Welt er kommuniziert. Er reagiert auf den Namen.“
– „Und RABBI? Was glauben sie, wer Er ist? Aus welcher Welt? Wie sehen sie das?“
– „Er hat nicht mit den höheren Göttern kommuniziert. Sie haben ihn beobachtet. Das haben wir gesehen. Er ist kein Prophet wie jene, die auf verschiedenen Ebenen mit den Göttern kommunizieren und im Namen des SCHÖPFERs sprechen. Ich sehe Denjenigen nicht, von Dem er gekommen ist. Und ich kann nicht sehen, wohin die Menschen gehen – ich kann die Menschen nur vierzig Tage lang sehen, nachdem sie den Körper verlassen haben. Ich gehe also davon aus, dass die Menschen ihren eigenen SCHÖPFER haben, mit dem nur diejenigen verbunden sind, die Er erschaffen hat. Ein solches Licht, eine solche Reinheit des Lichts wie das des RABBIs, habe ich seit vielen Jahrhunderten bei keinem Menschen gesehen. Das zeigt, dass er ein besonderer Mensch mit einer besonderen Mission ist. Bei den Höheren Göttern gibt es kein solches Licht. Sie tragen ein anderes Licht in sich. Das Licht, das von RABBI ausgeht, ist heilend für die Erde und für alle, die auf ihr leben.“
– „Wie wunderbar, meine geliebte Olivia!“ – Ich verbeugte mich vor der Hüterin in einem freudigen, man könnte auch sagen aufgrund des Gesprächs enthusiastischen Zustand.
Und dann kam es zu einer Situation, über die man vielleicht nicht sprechen sollte – sie war nicht ästhetisch. Um ein verbreitetes Fremdwort zu gebrauchen, es war konfus. Diese Situation wird mir wegen Olivias beispielhafter Reaktion immer in Erinnerung bleiben. Schließlich nahm ich sie als schönes Mädchen wahr, nicht als geschlechtsloses Wesen. Jedenfalls drückte mein Zwerchfell vor Freude auf meinen Verdauungstrakt, und dieser gab ein ziemlich lautes, meiner damaligen Meinung nach unharmonisches Geräusch von sich – ich glaube, es war ein Doppelklang …
Eine Zeit lang war es mir sehr peinlich, das Blut schoss mir in den Kopf. Aber Olivia, ein erstaunliches Geschöpf, hat mich sofort mit einem Lächeln unterstützt und ihre Glocken geläutet:
– „Ich liebe dich auch, Euseus. Und ich würde dich gerne auf dieselbe wunderbare Weise unterstützen, aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Trotz meines großen Wunsches, etwas Ähnliches zu demonstrieren … Bleibe gesund, mein Lieber, vielbeschäftigter Freund.“
Der Krampf löste sich – ich lachte bis die Tränen kamen. Olivia berührte sanft meinen Arm:
– „Wir brauchen uns gegenseitig … Bald wirst du dich in eine irdische Frau verlieben. Auf eine andere Art und Weise, stark und für eine lange Zeit …“ und blitzte ab in Richtung des Hains.
Am Morgen erzählte ich Johannes alles – auch über die peinliche Situation. Großvater lachte und lachte:
– „Ich wünschte, der RABBI hätte das gehört. Er hätte auch gelacht… Ach, Euseus, dass du nicht bei uns warst …“
Ich lachte, mehr aus Freude darüber, dass ich Großvater aufgeheitert hatte und den LEHRER hätte aufheitern können.
– „Warum, hat der LEHRER auch laut gelacht?“ – fragte ich.
– „Und wie! Manchmal“, antwortete Johannes und wischte sich die Tränen weg.
– „Hat er sich über euch lustig gemacht?“
– „Vor allem über uns … Er konnte sogar mit Fremden Witze machen. Er tat es nicht wie andere – er machte es mit Fürsorge.“
– „Großvater, erzähle mir, sei ein Freund!“
– „Deswegen haben wir uns doch nicht zusammengesetzt. Du hast mit Olivia über die Götter gesprochen. Das Thema scheint ernst zu sein.“
– „Nur ein kleines bisschen, Großvater“, flehte ich.
– „Nun gut – hier ist eine kurze Geschichte … Ein Mann, ein Jude, fragte den RABBI: ´Warum fasten Deine Jünger nicht? Johannes der Prophet und die Pharisäer haben Jünger, die fasten.´ ´Fasten Johannes und die Pharisäer selbst?´ – fragte Er mit seinem freundlichen Lächeln. ´Ja, natürlich´, antwortet der Mann. ´Und ich faste nicht!´- lachte Er. – ´Und wenn ich nicht faste, warum sollten meine Jünger dann fasten?´“
– „Was noch, Großvater? Wo es um euch ging.“
– „Also gut. Noch etwas … Die Schriftgelehrten sagten einmal zu Petrus und mir: ´Warum isst euer LEHRER an einem Tisch mit den Zöllnern, den Sündern und denen, die am Tempel um Almosen betteln?´ Uns fiel ehrlich gesagt nichts ein, was wir sagen konnten. Bei Gelegenheit fragten wir den LEHRER: ´RABBI, die Schriftgelehrten fragen uns, warum isst euer Lehrer mit Zöllnern und Sündern an einem Tisch? Wir wussten nicht sofort, was wir antworten sollten. Dann dachten wir nach … Sind wir denn keine Sünder, wenn Du schon mit uns isst?´ Er lachte: ´Meine Freunde, denkt nicht so! Ihr seid die wirklichen Sünder. Wozu sollte ich euch rufen, wenn ihr rechtschaffen wäret? Ein Arzt kommt zu denen, die geheilt werden sollen, nicht zu den Gesunden. Wenn es euch gut ginge, hättet ihr nicht das Glück, und wir würden jetzt nicht am selben Tisch sitzen …´“
Hier habe ich schon gelacht.
– Genug der Geschichten“, lächelte Johannes. – „Zu dem, was du mir von Olivia erzählt hast, über die drei Himmel, habe ich etwas hinzuzufügen – etwas Ungewöhnliches … Heute am frühen Morgen hatte ich eine Vision – Stefanus kam mit einem unbekannten älteren Mann. Stefanus war derselbe, wie ich ihn kannte – jung, gut aussehend und genauso gekleidet. Von diesen Lichtern am Himmel sagte er, dass in solchen leuchtenden Wagen die Götter des Höheren Himmels auf die Erde kommen. Er sah zwei dieser Wesen auf einem Lichtstrahl herabsteigen. Sie sahen aus wie Menschen und wie Engel – von ihnen ging ein Leuchten aus. Einer von ihnen war größer als ein normaler Mensch, der andere kleiner. Stefanus wollte auf sie zugehen und sprechen. Aber es gelang ihm nicht, ein Engel gebot mit einem Blick Einhalt … Und dann verschwanden die Engel. Er sah auch einmal, wie von einem hoch am Himmel schwebenden Wagen ein heller Lichtstrahl auf einen Mann fiel. Der Mann erstarrte zunächst und bewegte sich nicht, dann fiel er auf die Knie und betete lange … Ich fragte Stephanus: ´Wo bist du?´ Er antwortete: ´In der Nähe!´ Was für ein Wunder, mein Sohn.“
– „Großvater, ich erinnere mich! Ich habe mich vor Olivia blamiert. Aus meinem Kopf flog etwas Wichtiges hinaus. Und jetzt erinnere ich mich … Sie sagte, dass in alten Zeiten, vor Tausenden von Jahren, die Höheren Götter öfter auf der Erde erschienen. Sie hatten die Fähigkeit, sich zu verdichten und menschenähnlich zu werden. Nun, wie perfekte, schöne Menschen … Es gab eine Zeit, in der auserwählte Frauen Kinder von ihnen zur Welt brachten. Die so Geborenen konnten sehr lange leben – und deren Kinder auch … Ich habe Olivia gefragt: ´Lebst du auch so lange? Lebst du ewig?´ Sie antwortete: ´Ich bin erschienen, als Meere, Berge, Wälder, Flüsse auf der Erde erschienen … und Menschen … Der Hain erneuert sich, alte Bäume werden zu neuen – ich erneuere mich auch … Aber ohne euch Menschen können wir nicht leben.´“
– „Oh, lieber Grieche, ich bin schon in meinem neunten Lebensjahrzehnt, aber es ist interessant zu leben … Wir wurden nicht von solchen Göttern geboren, aber es wäre gut, die ganze Welt würde mit der Frohen Botschaft gehen … Die alten Legenden deines Vaterlandes erzählen von solchen Menschen-Göttern, und auch in der Tora kann man solche Dinge finden …
Und dieser interessante Traum mit Stefanus. Merkwürdigerweise antwortete er mir: ´In der Nähe …´“