Die Geschichte von Euseus – Teil 1 – Kapitel 11

Zum ersten Mal trieben Johannes und ich gemeinsam einen Besetzenden aus dem Gefäß heraus, das ihm nicht gehörte, als wir noch in der Grotte an der Küste wohnten und bereits mit dem Bau unseres Hauses begonnen hatten.
Ich stand dem Großvater gegenüber und betete, wobei ich meine Hände über den Kopf des Kranken hob. Der heulende Dämon knurrte in der Stimme des Kranken:
– „Und jetzt, Jüngerchen, mein lieber Grieche, hast du dich hier abgerackert“ … Ich rief immer weiter den Namen CHRISTI an … „Ich werde zu dir rüberkommen, du Rotznase, dass du nur so hüpfst.“
– „Ich komme zu dir rüber, du stinkendes Plappermaul. Jetzt wirst du selbst ins Feuer steigen,“ – mischte sich der Großvater streng ein und wies mit seinem Blick auf das Feuer, das in unserer Grotte vom Reisig knisterte. – „Komm, Euseus, Jünger CHRISTI, heize ihm ein im Namen des LEHRERS … Fort mit dir, du schmutziges Ding!“
Ich rief den Lehrer an: „RABBI, hilf!“ – und visualisierte einen goldenen Strom, der aus Ihm herausströmte. Der Dämon heulte auf, prustete, verschluckte sich an einem herausbrechenden Fluch und sprang aus dem Mann heraus. Ich konnte ihn noch sehen, obwohl er schnell aus der Grotte rannte. Seinem Umriss nach war es irgendein Kleintier – ein Iltis oder eine große Ratte …
Dann erklärte ich dem verwirrten Mann, wie Johannes es mich gelehrt hatte, dass man lernen muss, zum Vater zu beten und niemanden zu beschimpfen, damit der Dämon nicht zurückkehrt. Soviel in Kürze.
– „Na also, mein geliebter Grieche, Jünger CHRISTI! Herzlichen Glückwunsch! Ein kleiner Dämon, aber dennoch ein Sieg! RABBI sagte einmal zu mir: ´Versuch es, Johannes.´ Und Er war selbst in der Nähe. Er stand einfach nur da, und der Dämon heulte und zitterte schon. Denkt daran, wenn der LEHRER in der Nähe ist und ihr rein und ohne Angst seid, ist eine große Macht mit euch, die jeden Dämon erzittern lässt.“
– „Mein geliebter Großvater, Meister, dank dem Himmel, dass es dich gibt und wir zusammen ins Exil geschickt wurden,“ – brach es freudig aus mir heraus zum lächelnden Johannes . – „Wo ist der Dämon hin? Was geschieht mit ihm?“ – fragte ich, nachdem ich wieder zu Atem gekommen war.
– „Nun, mein Sohn, du hast ihn nur angesengt. Er braucht jetzt ein Gefäß, denn jedes Geschöpf will leben und will essen. Und nicht nur die Dämonen wollen essen, sondern auch ihr Kaiser. Dämonen sind in der Regel tote Bestien … Tiere, wie ein Abdruck des Körpers der Bestie, der noch einige Zeit überlebt … Und der Hüter der Dunkelheit bindet sie irgendwie – er bekommt Nahrung durch sie – und für sie fällt auch etwas ab. Der Kleine muss sich beeilen, in jemanden hineinzuschlüpfen. Andernfalls, wenn er keine Nahrung bekommt, wird sich sein Leben auflösen. Er könnte in ein lebendes Tier springen, in einen Stier zum Beispiel. Und wenn er Glück hast, in einen Menschen … Und der Mensch wird dann dich oder mich aufsuchen, um geheilt zu werden. Man muss sein Gefäß sauber halten. Man muss lieben, nicht hassen … Es gibt keinen anderen Weg, kein Geld kann da helfen.“
– „Der Herr der Finsternis … Ein Herr, und sein Hoheitsgebiet ist die Finsternis,“ überlegte ich laut. – „Hast du ihn gesehen, Johannes? Kannst du ihn sehen?“
– „Nein. Und ich bezweifle, dass man ihn sehen kann … Sein Hoheitsgebiet, wie du sagst, ist unsichtbar; man kann es nicht berühren. Man kann auch ihn nicht berühren. Aber man kann seine Gegenwart spüren … Und du kannst die Diener des Herren sehen, durch die er Kraft aufnimmt und vermehrt. Und seine Macht ist dort, wo es Angst, Schmerz, Wut, Hass und Lüge gibt – wo es gegen das Licht geht. Licht zu Licht, Dunkelheit zu Dunkelheit … Seine Diener sind nicht nur Dämonen, sie sind Handlanger. Sie können etwas Widerliches essen, dem Menschen Angst machen, ihm Schmerzen zufügen … Seine wichtigsten Diener – das sind wir, die Menschen … Der wesentliche Kampf zwischen Licht und Dunkelheit findet in uns statt … Wir sind die Schöpfer der Dunkelheit für ihn.“
– „Dämonen auszutreiben und sie sogar alle zu verbrennen, ist also kein Sieg über die Finsternis?“
– „Ja, Euseus, das ist richtig. Du verdirbst dem Fürsten allenfalls die Laune. Man kann nicht alle Dämonen verbrennen. Der Sieg wird dort sein, wo der Weg des RABBI ist. Der Weg der Liebe ohne Eigennutz. Wenn du einen Dämon austreibst, hilfst du einem Menschen … Und wenn ein Mensch dann über die Reinheit seines Herzens nachdenkt, bedeutet das, dass die Dunkelheit ein bisschen weniger wird. Das Austreiben von Dämonen ist keine nutzlose Arbeit, mein Sohn. Aber danach muss man dem Menschen erklären, wie er leben soll, damit diese Krankheit nicht wiederkommt … Oder man führt eine solche Reinigung zur Bekräftigung der Herrlichkeit GOTTES aus.

Einmal versammelten sich in Galiläa am See auf einem Hügel Menschen, die gehört hatten, dass Jeschua, der Zimmermann, durch die Kraft Gottes heilte und Dämonen austrieb. Sie kamen, um zu sehen und zu hören, worüber Er sprach, und natürlich, um geheilt zu werden. Und dann? Ich sage dir, es waren nicht so viel Leute, wie in den letzten Geschichten beschrieben wird, dass die Menge Ihm folgte und so viele sich dort versammelten, dass es unmöglich war, sich durchzudrängen. Aber es kamen Menschen. Und seine Familie, Mutter und Brüder, kamen, um Ihn nach Hause zu holen, weil sie dachten, er sei verrückt geworden. Man konnte die Mutter verstehen – ihr Sohn war ein Zimmermann und Sohn eines Zimmermanns, und er war ein guter Zimmermann, und plötzlich fing er an, in der Synagoge zu sprechen und Dämonen auszutreiben …
Und ein Lehrer des alten Gesetzes tauchte in der Nähe Seiner Familie auf, um den RABBI zu entlarven. Und er sagte zu allen, indem er auf den Menschensohn deutete: ´Der Beelzebub ist in ihm! Der Herrscher über die Dämonen hat ihm die Macht gegeben, Dämonen auszutreiben!´ RABBI ging auf ihn zu und sagte für alle hörbar: ´Ist es für ihn, Beelzebub, denn sinnvoll, sein eigenes Reich zu zerstören. Ein in sich selbst geteiltes Reich ist kein Reich mehr, es hat keinen Wert. Wozu sollte er sich selbst vernichten? (vergl. Matthäus 12, 24-27, Anm.d.Übers.)
Die Dunkelheit wird nur vermehrt. Und nur das Licht des Vaters löst die Finsternis auf …´. Er sagte dies und erhob seine Hände über die Zuhörenden. Und der Schriftgelehrte zitterte schon. Der RABBI sprach: ´Komm heraus, Dämon, ich sehe dich. Nach dem Willen meines VATERs, des VATERs des Lichts, gib frei das, was dir nicht gehört. Komm heraus! Du hast keine Macht!´ Der Schriftgelehrte wand sich, der Dämon kam heraus und konnte nur noch brüllen: ´Du Sohn Gottes …´ Und die Luft roch stark nach verbrannter Wolle … Und drei oder vier weitere Menschen wurden von Dämonen befreit …
Rabbis Mutter dachte nach diesem Vorfall nicht mehr, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmt. Und Jakobus, sein Bruder, ein weiser Mann, war nicht mehr misstrauisch gegenüber dem Auftreten seines Bruders. Und natürlich sprach es sich in Galiläa herum, dass Jeschua, der Zimmermann, ein Wundertäter war. Und es kamen mehr Frauen in unserer Gruppe.

Meine nächste Frage bezog sich auf die in den Evangelien beschriebenen Heilungen. Ich werde das ein wenig erklären. Bis zur Zeit der Verbannung auf die Insel besaßen wir – unsere Gemeinde – in unserer Bibliothek alle Evangelien, außer einem, die Jahrhunderte später kanonisiert wurden, bei dem Versuch, eine einige Kirche des WORTes GOTTes zu werden. Wir hatten mehr Evangelien (Geschichten von RABBI und den Jüngern), als in der Zukunft kanonisiert wurden, aber eines der in der Zukunft kanonisierten Evangelien hatten wir nicht. Es erschien im Lesekreis der Gläubigen erst sechs oder sieben Jahre nach den beschriebenen Ereignissen. In der Mitte des zweiten Jahrhunderts wurde es dann als Johannesevangelium bezeichnet. Großvater und ich benannten diese Geschichten nach Ziffern – jede der Geschichten, die zu uns kamen, erhielt die nächstfolgende Nummer. So wurde zum Beispiel das Evangelium, das in der Mitte des zweiten Jahrhunderts den Namen „von Markus“ erhielt, bei uns als erstes Evangelium bezeichnet. Das Evangelium in aramäischer Sprache, das auch das erste zu der Zeit war, nannten wir das aramäische Evangelium. Um Verwechslungen zu vermeiden und die Lektüre zu erleichtern, werde ich die Evangelien hier mit den üblichen Namen bezeichnen, die sie einige Jahrzehnte später bekamen. Das aramäische Evangelium und das Markusevangelium waren also schon vor meiner Geburt im Besitz des Johannes, ebenso wie die Geschichte, die er selbst geschrieben hatte. Als ich ein Jüngling war, hatten wir eine erweiterte Fassung des Markusevangeliums. Näher an meinen Zwanzigern kam das Matthäus-Evangelium hinzu, und bald darauf eine weitere Version des Matthäus-Evangeliums (mit merklichen Unterschieden). Es folgte das Lukasevangelium. Das letzte Werk, das folgte, war die Apostelgeschichte desselben Lukas. Und es stellte sich heraus, dass zwischen den ersten Evangelien, die Johannes zur Verfügung standen, und den späteren (Matthäus und Lukas) mindestens dreißig Jahre lagen. Und natürlich hatte ich eine Menge Fragen, die nach und nach geklärt wurden. Gelobt sei der Vater, mir wurde ein Leben an der Seite von Johannes geschenkt!

Meine Frage war folgende:
– „Johannes, ich lese in den ersten Geschichten, dass Er in seinem Heimatdorf in Galiläa, wo seine Familie lebte, keine Wunder vollbringen konnte und nicht viele Menschen heilte. Sowohl in der Geschichte des Markus als auch in deiner Handschrift und im Aramäischen kann man die Wunder und Krankenheilungen abzählen, und in den letzten Evangelien, Matthäus und Lukas, sind es viele. Wie war es wirklich, Großvater?“
– „Mein Sohn, um geheilt zu werden, braucht man Glauben. Und um Wunder zu sehen, muss man Glauben haben. Durch deinen Glauben wirst du geheilt, deinem Glauben gemäß wirst du empfangen. Warum sollte jemand geheilt werden, der nicht glaubt und nicht lieben will? Für einige genügte es, Seine Kleider im Glauben zu berühren, um von ihrer Krankheit geheilt zu werden, und andere, die ihn mehr als einmal hörten, behielten ihre Krankheit und hatten keinen Glauben an sich selbst. Und was die Brüder Jahrzehnte später in der Frohen Botschaft geschrieben haben, ist für einen Menschen ganz normal: Sie wollten das Wunder noch wundersamer machen, um den anderen zu beweisen, woran sie von ganzem Herzen glaubten. So werden Legenden geboren.
Und nicht umsonst sagte RABBI, dass ein Prophet in seinem Dorf nicht akzeptiert wird – weder von seinen Verwandten noch von seiner Familie, dass ein Arzt nicht diejenigen heilt, die ihn kennen … Und so war es in Galiläa. In Seinem Heimatland war er als Zimmermann und Sohn eines Zimmermanns bekannt. Und als Zimmermann war Er ausgezeichnet, und viele in der Gegend kannten die Werkzeuge zur Bearbeitung der Erde, die Er mit seinen Händen hergestellt hatte. Er hat sie erfunden und gezeichnet. Und wie konnte ein Zimmermann, selbst ein ausgezeichneter, heilen – er war ja kein Arzt? Der SOHN GOTTes, der wahre Arzt, wurde in seinem Heimatland als Zimmermann angesehen! Und Zimmermänner heilen nicht, sie sind Zimmermänner. Also nahmen sie Glauben nicht an – sie blieben bei dem ihrem. Diejenigen, die glaubten, wurden von ihren Schmerzen befreit, indem sie Ihn manchmal einfach nur berührten, indem sie Seine Kleider berührten.
Er hat den Dämon nicht aus jedem Menschen ausgetrieben. Obwohl er so viel Licht in sich hatte, dass er sie manchmal mit wenigen Sätzen austrieb, egal wie stark sie waren. Aber warum sollte er einen Dämon aus einem Menschen austreiben, der sich nicht um die Reinheit seines Herzens kümmerte und nur auf ein Wunder wartete, um dann weiter Missetaten zu begehen? RABBI konnte jeden Menschen sehen. Und das besser als du und ich …
Es gab Zeiten, in denen RABBI Schwerkranke und Sterbende heilte. Meistens handelte es sich um Kinder oder Jugendliche, sehr selten um Erwachsene. Er entschied selbst, wem Er helfen wollte. Aber es war nicht nur eine Berührung mit Worten ´steh auf und geh´. Er konnte auch lange neben dem Sterbenden beten, für ihn beten und seine Hand halten. In solchen Fällen nahm Er die Krankheit auf sich, verbrannte sie dann mit Seinem Licht, mit Seiner Kraft. Und dann brauchte Er eine Weile, um sich zu erholen …
Ich kann von mir selbst erzählen, Euseus … In meiner Jugend konnte ich noch nicht mit einem Dämon fertig werden, anfangs konnte ich das nicht. Oder nur ab und zu. Warum nicht? Ich betete nicht genug und zu unbeholfen, mir fehlte der Glaube, ich war nicht sicher, ob das Licht in mir ausreichte, um die bösen Geister auszutreiben … So war es, mein geliebter Grieche.“

– „Großvater, wie hast du RABBI am Anfang genannt? Oder vielmehr, wer war er für dich, für wen hieltest du Ihn? Für einen Propheten?“
– Einer der Ältesten fragte ihn einmal: ´Von wem sprichst Du? Und mit welchem Recht tust Du das?´ Der LEHRER antwortete ihm: ´Lass Mich dich auch fragen. Und dann werde Ich deine Frage beantworten.´ Der Älteste stimmte zu. Dann fragte RABBI: ´Wer ist Johannes der Täufer? Woher kommt er?´ Die Frage schien einfach zu sein: Ganz Israel kannte Johannes den Täufer. Aber die Antwort auf diese Frage war in diesem Gespräch entscheidend. Der Ältere zögerte und antwortete: ´Ich weiß es nicht´. ´Dann wird meine Antwort dir nichts nützen. Wenn du den Propheten GOTTES nicht anerkennst, wirst du auch den GROßEN nicht akzeptieren´, antwortete der Lehrer dem Ältesten.
Dann haben wir gefragt, mir scheint, Andreas habe die Frage gestellt: ´LEHRER! Hilf mir zu verstehen. Wie sollen wir Dich nennen? Wer bist Du für uns?´
Der LEHRER sah uns lächelnd an: ´Was meinst du? Sag es, sei nicht schüchtern.´
´Man könnte dich einen Propheten-Prediger nennen, denn du predigst zu uns über die Liebe, die Reinheit des Herzens, das Reich Gottes und die Ankunft des Jüngsten Gerichts´, sagte Andreas.
´Ja, das kann man so sagen. Gibt es noch andere Möglichkeiten?´ – lächelte der LEHRER.
„Ein Prophet ist auch jemand, der die Stimme GOTTES hört oder Ihn sogar sieht. Du hörst die Stimme nicht, Du bist sie selbst“, sagte ich, Johannes.
´Du bist der SOHN GOTTes! Du hast Sein Wort in Dir!´ – sagte Petrus-Kephas.1
´Ausgezeichnet! Auf dieser Grundlage, auf dem WORT des VATERs, müssen wir eine KIRCHE aufbauen, die Beelzebub nicht besiegen kann.´“
– „Großvater, ich danke dir für deine reine Botschaft. Für deine Erziehung. Ich bin dem Schicksal dankbar, dass ich mit dir zusammen bin“, umarmte ich Johannes.
– „Mein Sohn, du wurdest mir vom HIMMEL geschenkt, vom VATER. Dank dem HERRn ist mein Leben so verlaufen, dass es für mich weder notwendig noch möglich war, eine Familie und Kinder zu haben. Ich habe dich und die Gemeinschaft. Ihr seid meine Familie. Du bist tiefgründiger als ich, Euseus. Nimm alles von mir mit in deine Tiefen. Du sollst alles bekommen, wovon ich geträumt habe. Also frag und frag nach, mein Sohn, beeil dich. Tag und Nacht. Deine Reise ist nicht mehr fern.“
Und ich fragte – soviel ich aufnehmen und soviel wie mein geliebter Großvater mir geben konnte. Ich kann auf diesen Seiten nicht alles sagen, was ich gefragt, gesehen und verstanden habe. Die Zeit reicht nicht aus, ich muss mich mit den wahren Dingen befassen, und davon gibt es viele. Aber ich werde aus meinen Erinnerungen soweit wie möglich weiterhin das mitteilen, was ich für wichtig erachte.

– „Großvater, es gibt eine Frage zur zweiten Fassung des Matthäus-Evangeliums, die als letzte erschienen ist.“
– „Da gibt es nicht nur eine Frage. Dieses Buch kam 57 Jahre nach dem Weggang des RABBI zu uns. Wer hat es zusammengestellt? Wie oft wurde es umgeschrieben? Was haben die Schreiber zugelassen und zu welchem Zweck? Du willst vermutlich bezüglich dessen fragen, was die Zeilen über Petrus betrifft?“ – sagte Johannes.
– „Ja“, nickte ich.
– „Frag, mein Lieber.“
– „Es gibt einen Satz aus dem Mund des LEHRERs, der an Petrus gerichtet ist: ´Ich werde dir die Schlüssel zum Himmelreich geben, und was du auf Erden verbietest, wird im Himmel verboten sein.´ Großvater, der LEHRER würde doch so etwas nicht sagen. Er sind nicht Seine Worte. Es ist nicht Sein GEIST.“
– „Richtig, Euseus. Das ist die richtige Vorgehensweise. Ich bin froh, dass du das verstehst. Warum erscheinen diese Worte dort? Und wer hat beschlossen, Bruder Petrus eine solche Verantwortung zu übertragen – ich weiß es nicht und habe auch keine Vermutung. Aber es ist nicht die Schuld des Schreibers“, lächelte Johannes. – „Mein Bruder Jakobus und ich baten den RABBI einmal, als wir jung waren, nicht nur hier auf der Erde bei Ihm zu sein, sondern auch im HIMMEL, an der Seite des VATERS, bei dem LEHRER zu sein. Er antwortete, es liege nicht in Seiner Macht, sondern im WILLEN des VATERS. Und jetzt stellt sich heraus, dass man Petrus deswegen hätte bitten sollen.
– „Weißt du, Euseus“, fuhr Johannes fort und dachte eine Weile nach, „es gibt nichts, was nicht eines Tages ans Licht kommen wird. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du es herausfinden. Das ist nicht mehr meine Aufgabe …
Petrus und ich verbrachten viel Zeit in der Jerusalemer Gemeinde mit Jakobus dem Gerechten, dem Bruder des RABBIs. Wir reisten zu den Juden mit der Frohen Botschaft in alle Teile der Welt. Wir gingen nur selten zusammen. Oft ging jeder mit seinen Begleitern seiner Wege, und Petrus nahm manchmal seine Frau mit. Wir kehrten immer wieder zu Jakobus zurück. Und ungefähr zwei Jahre nachdem Jakobus gegangen war, beschlossen wir, unsere eigenen Wege zu gehen – Petrus war damals schon allein, seine Frau war in die HIMMLISCHE WELT gegangen … Wir erreichten Antiochien gemeinsam. Dann ging ich nach Asien, und er ging nach Rom, dort gab es eine große Diaspora. Petrus sprach Aramäisch, Griechisch verstand er nur wenig. Nach Antiochien habe ich den Kontakt zu ihm verloren. Wohin er gegangen ist, wo er seinen Kopf hingelegt hat – ich weiß es nicht. Ich habe gehört, dass mein Freund Simon-Kephas nicht sehr lange auf der Erde wandelte, dass er bald zu RABBI ging …

1  Kephas oder Kefa – aramäisches Wort für „Stein“ – seinerzeit bekannter Beiname für Simon Petrus

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