Die Geschichte von Euseus – Teil 2 – Kapitel 22

Die Sonne und Jasna schauten gemeinsam zu mir herüber:
– „Guten Morgen, Euseus. Dasda bat mich, dich zu holen. Er braucht deine Hilfe.“
Ascha (Dasda, Anm.d.Übers.) umarmte mich:
– „Lieber Freund, wir werden über Liebe sprechen, wenn die Arbeit getan ist. Ahur schenkt uns ein Treffen mit den Devas. Es gibt die Möglichkeit, einem Menschen zu helfen. Und dadurch die KRAFT zu offenbaren als Beweis dafür, dass du der BOTSCHAFTER des HERRN der WEISHEIT bist. Ich erinnere mich, dass der ehrwürdige Johannes dir die Fähigkeit übergab, die ihn der GESANDTE gelehrt hatte.“

Draußen wartete ein Mann, der sich tief verbeugte. Er zitterte ein wenig. Ein kurzer Blick genügte, um eine schwere Besessenheit zu erkennen. Da waren mehrere Dämonen bzw. Devas, wie sie solche Wesenheiten hier bezeichneten.
– „O weiser, frommer Ascha. Gelobt sei Ahur, du bist zu mir gekommen! Hilf mir, großer Mobed. Alle wissen, dass kein Priester in Babylon dir ebenbürtig ist … Ich habe keine Kraft, mich dem Deva zu widersetzen. Er lenkt mich mit verschiedenen Stimmen, es ist der dreiköpfige Aschdahak selbst. Ich fürchte mich, er ist stärker als ich.“
– „Mein lieber Mann, ich habe dir schon einmal geholfen.“
– „Ja, großer Priester … Aber ich konnte den Weg des Guten nicht gehen, obwohl ich es dir versprochen habe.“
– „Ich kann nicht für dich rechtschaffen werden.“
– „Hilf mir, Ascha! Ich verspreche, wenn ich am Leben bleibe … Heute habe ich meine Frau und meine Tochter geschlagen. Ich bin hierher gerannt, damit ich sie nicht töte … Hüter, rette mich… Aschdahak befahl mir, deine Tochter zu töten“, sagte der Mann und schüttelte sich noch heftiger bei dem, was er sagte.
– „Es ist einfacher, dich zu töten“, sagte Dasda ruhig. – „Ich bin bereit, es zu tun, wie ich es tun würde, um das FEUER zu schützen, Ahur ist mein Zeuge.“
– „Töte mich“, sagte der Besessene und fiel auf die Knie.
– „Steh auf“, sagte Dasda nach einer Pause. – „Gehen wir zum Tempel. Und nehmen die Waschungen vor.“

Als wir uns nach den Waschungen dem Tor des Heiligtums näherten, sagte der Mann mit veränderter Stimme:
– „Mobed, du hast bereits dein Haus und deine Tochter durch einen Fremden verunreinigt, jetzt wirst du das Feuer verunreinigen … Ich erwarte dich in der Hölle!“
Nach diesen Worten blieb Dasda am Eingang des Tempels stehen … und brachte uns zurück in den Garten. Dort, hinter der Weinlaube, stand seine Erfindung, ein massiver, breiter, schwerer Stuhl auf Kufen, mit Gurten an den Armlehnen und der Rückenlehne.
Zu dritt schleppten wir den mächtigen Sessel zum Tempeltor, brachten ihn ins Heiligtum und stellten ihn gegenüber dem Feueraltar auf.
– „Dämon, hörst du mich, du Schwätzer. Jetzt wirst du verstehen, was das bedeutet, zwei rechtschaffene Männer desselben Glaubens. Du wirst es selbst sehen“. Dasda erinnerte mich mit seiner Gelassenheit erneut an Großvater.
Der Hüter setzte den Mann in seine Erfindung, befestigte die Hände des Besessenen geschickt an den hohen Armlehnen und zog ihn dann mit einem breiten Gurt an die massive Rückenlehne des Stuhls.
– „Schau auf das Feuer und halte die Augen offen“, sagte er zu dem Mann.
– „Damit werdet ihr nicht durchkommen, ihr Irrgläubigen, ihr Sünder“, rief einer der Dämonen aufgeregt. – „Ich werde diesen Narren noch verschlingen, zur Freude meines Herren … Was, Grieche, hast du die Ohren gespitzt? Wer mein Herr ist? Die Finsternis eurer Sünden! Wenn ihr mich behelligt, verspeise ich als nächstes den Griechen, Johannes´ Liebling. Man kann ihm schon beikommen – auch er ist nicht ohne Sünde
Und als Vorspeise kommst du, Ascha Dasda, zusammen mit deiner Rechtschaffenheit.“
– „Auf das Feuer! Schau auf das Feuer!“ – erinnerte Dasda den Mann streng. – Und sprich das Gebet! An Ahunwar. Wenn du dich erinnerst.“

Der Hüter legte ein Padan an und bedeckte damit seinen Mund und seine Nase. Er ging zum Feuer und brachte ein Räucherwerk dar und streute es mit einer ruhigen, gleichmäßigen Geste über das Feuer.
Der Tempel war von einem vertrauten Duft erfüllt. Dasda begann ein Gebet zu sprechen und sah dabei auf das Feuer, ohne sich von dem besessenen Mann ablenken zu lassen. Der Klang des Gebetes und die Abfolge der Worte waren mir bereits vertraut.
Er rezitierte das Gebet in einem bestimmten Rhythmus, wobei er einundzwanzig Worte exakt in diesen Rhythmus einfügte.
Es schien, als ob der ganze Raum im Tempel zu pulsieren begann, auf besondere Weise zu klingen begann.
Ich stellte mich hinter den Mann. Er zitterte merklich. Das erste Wesen von kleinem Wuchs trat unvermutet aus dem Besessenen irgendwo an der Seite seines Körpers heraus und bewegte sich in Richtung Ausgang. Die Bewegung fiel ihm in den Schwingungen des Raumes nicht leicht, und es begann zu zerfallen. Ich weiß nicht, ob die Kreatur es bis zum Ausgang geschafft hat. Ich konzentrierte mich auf das feurige Kreuz, das im gesamten Körper des Mannes brannte. Und auf die LICHTE KRAFT des VATERS, die sich über mich und das Geschehen ergoss.
Der Mann knurrte wie ein wildes Tier. Dasda verdichtete den Raum rhythmisch mit mir unbekannten Mantras. Ich sah das Grinsen eines Wolfes. Der Wolf heulte. Aber da war mehr als ein Wolf … Ich sah einen menschenähnlichen Umriss mit mehr Gliedmaßen als gewöhnlich. Dieses Wesen pulsierte lautlos mit dem Raum und schien sogar zu versuchen, mich anzulächeln.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf das brennende Kreuz und die unermessliche KRAFT, die von allen Seiten hereinströmte, und ich flüsterte die ersten Zeilen des Gebets … Der Wolf versuchte mit einem kläglichen Heulen aus der Seite des Kopfes des Mannes herauszutreten. Aber ringsumher brannte das goldene Feuer …
Im Tempel roch es nach Feuer. Dasda streute Weihrauch über das Altarfeuer ohne sich dem Besessenen zuzuwenden. Der Hüter rezitierte weiterhin rhythmisch abwechselnd Gebete und Mantras. In seinem Gesicht sah man Schweißperlen.
– „Ich schlage ein Abkommen vor, Priester“, keuchte der Deva, der an den Mann gebunden war, der unablässig mit runden, reglosen Augen auf das Feuer blickte. – „Du lässt mich in Ruhe und ich verspreche, dich nicht anzurühren.“
Dasda fuhr fort, das Gebet zu sprechen, und ich fuhr fort, den VATER zu preisen.
– „Ihr habt die Kraft – ihr habt sie! Es reicht jetzt. Ich werde eine Weile bei ihm bleiben, er ist schon am Ende … Ich werde dir sagen, wo die Truhe mit dem Gold ist. Das reicht für den Hüter und seinen Sohn, um das Feuer und seine Familien für alle Zukunft zu versorgen. Und du, Grieche, hast genug für beide Ehefrauen; du kannst dir auch eine dritte nehmen.“
«Ein ausgewachsener Teufel, erfahren, zerstreut die Aufmerksamkeit, hat sogar Wissen, und versteht es, Intrigen zu weben; eine Kreatur der Finsternis.» Ich lenkte meine Aufmerksamkeit für einen Augenblick auf ihn: Er war ein humanoides Wesen, behaart, bärtig, mit einem großen Mund mit scharfen Zähnen, zwei kurzen Hörnern auf dem Kopf, zwei Paar Hände, die Anzahl der Zehen konnte ich nicht zählen, Beine, die in Hufen endeten …
– „Du denkst richtig, Grieche. Ich bin ein uralter Dämon, ich habe viele Helden gesehen, vergleichbar mit euch … Deine Gedanken sind wahr, der Schöpfer der Welten hat mich nicht erschaffen. Aber wen interessiert das?“ – Der Dämon verwickelte mich in ein Gespräch, und Dasda, mit Blick auf das Feuer, rezitierte rhythmisch ein Gebet.
– „Ich kannte Elia, den Propheten der Juden; er hat mit mir gelitten. Aber wo ist dieser Elia jetzt? Er hat auch Pythagoras um den Finger gewickelt. Er kommunizierte sogar mit mir im Tempel des Apollo durch einen Priester, und er dachte, es sei Apollo …“
„Hör nicht hin“, sagte ich zu mir selbst. – „Bete!“
Der Dämon krümmte und schüttelte sich zusammen mit dem Mann, konnte aber eine Grimasse schneiden und schluchzen.
– „Grieche, beruhige dich! Was soll das? Erbärmliche Menschen, in ihnen steckt genug Sch… für Jahrtausende, “ – knurrte der Dämon. – „Sparen dir deine Kräfte. Es ist sinnlos … Du willst doch lebend zu deiner Geliebten kommen!“
Ich gab mehr Feuer dem Kreuz, das mit dem goldenen Licht des Vaters brennt. „RABBI, hilf!“
Aus den Augenwinkeln sah ich Johannes und noch jemanden bei ihm …
Der Besessene verdrehte seine Augen soweit er konnte und öffnete den Mund weit. Er erstarrte mit diesem Gesichtsausdruck.
Der vierarmige Deva kam nur langsam heraus und schaffte es sogar, die Stimmbänder des Mannes mit offenem Mund zu benutzen – er klang heiser und gurgelnd.
– „Wofür kämpft ihr, Priester?! Für diesen erbärmlichen, rundäugigen Scheißer? Selbst wenn ich ihn nicht fresse, na und? Es gibt Millionen wie ihn … Ihr Gestank nimmt kein Ende, ihre Angst nimmt kein Ende … Und du, du elender Grieche, Jüngerchen Christi, machst immer wieder Unsinn zu deinem eigenen Nachteil ... Ich werde gehen, ich habe viele Häuser … Unsterblichkeit ist euer Traum … Ihr werdet sterben, ihr fresst euch gegenseitig, ich werde leben, für immer leben … Hass und Angst haben kein Ende! Ich kenne alle deine Schwächen, Grieche, deine Ängste … und die deinen, Priester. Ich kenne eure Wünsche … Die Zeit der Dunkelheit gehört mir…“, murmelte der Dämon einen letzten undeutlichen Satz.
Der Mann zuckte heftig, rüttelte den schweren Stuhl – und brach zusammen …

Es herrschte Stille. Dasda sprach ein Gebet. Er sang ein Loblied auf den ALLMÄCHTIGEN und der Duft von Weihrauch erfüllte das Heiligtum. Ich betete im Geiste zum RUHM des LIEBENDEN VATERS und kniete nieder.
Der Hüter löste die Gurte und gab den Körper des Mannes frei. Das Leben kehrte zu dem vom Deva Befreiten zurück.
– „Wie ist dein Name, Sünder?“ – fragte Dasda.
– „Mein Vater hat mich Raschnu genannt“, antwortete der Mann leise.
– „Es ist nicht angemessen, dass du den Namen eines Jasat trägst, der große Verehrung würdig ist. Ändere deinen Namen oder dein Leben … Komm mir nicht mehr mit den Devas hierher, dir hilft niemand mehr. Heute gab es das letzte Geschenk Ahuras durch diesen Mann, den GESANDTEN des ERLÖSERS!“ – Ascha verbeugte sich kurz in meine Richtung, seine Augen lächelten. – „Du hast keine Zeit mehr.“

Rashnu erhob sich taumelnd von dem festen Stuhl, den Dasda erfunden hatte. Er ließ sich auf die Knie fallen und berührte mit der Stirn meine Füße. Ich habe mich nicht bewegt. Dann kroch Rashnu zu Dasda hinüber, berührte seine Füße und erstarrte in dieser Position.
– „Rashnu, egal wie lange du so dastehst, es wird nicht helfen“, sagte Dasda.
– „Hilf, Ascha! Führe mich! Mein Verstand ist leer … Dieser furchterregende Deva hat mein Hirn zerfressen … Du Frommer, sag mir, womit ich anfangen soll … Lass mich nicht so von dir gehen.“
– „Nimm eine Waschung im Garten des Tempels vor und danke der Ganzheit. Sprich ein aufrichtiges Gebet, bis die Tränen kommen. Dann werde ich dich den Rhythmus des Gebetes und die Kraft jedes Wortes lehren … Verrichte das Gebet an den ALLGÜTIGEN Ahura fünfmal, vom Sonnenaufgang bis zum nächsten Sonnenaufgang. Und vergiss nicht, vor jedem Gebet Körper und Kleidung zu reinigen. Vergiss das Kuschti nicht – binde es vor dem Gebet neu.
Rezitiere während der Arbeit die NAMEN des HERRN, oder besser noch, singe ihn, summe ihn vor dich hin. Wenn du am Morgen auf wachst – Waschung, und singe dem ALGÜTIGEN. Sei niemals ohne den HERRN, deine Aufmerksamkeit sei bei IHM, finde IHN überall, atme IHN ein. Und singe mit einem Lächeln. Man soll dich als jemanden kennen, der zum Ruhm des SCHÖPFERS der WELT singt und nicht als jemanden, der von Aschdahak besessen ist.

Wenn du nach Hause kommst, knie vor deiner Frau und deiner Tochter nieder und bereue vor ihnen deine Taten. Tiefgehend und unter Tränen. Sag ihnen, dass du dein Bestes tun wirst, damit das, was geschehen ist, nicht wieder vorkommt, um die gute Welt nicht zu entweihen.
Bring dann unter der Anleitung deiner Frau euer Haus in Ordnung. Bitte sie, dir zu sagen, wie du es machen sollst. Aber bring das Haus selbst in Ordnung. Und das sollst du alle sieben Tage tun, bis ich diese Aufgabe aufhebe.
Iss nicht das Fleisch der guten Tiere, von deren Milch du dich ernährst. Töte sie nicht … Das reicht für den Moment. Hast du dir das gemerkt, Raschnu?“
– „Ja, weiser Mobed“, nickte Raschnu.
– „Morgen früh kommst du zu mir und ich gebe dir eine Arbeit. Nach der Arbeit – Essen für dich und deine Familie. Was kannst du?“
– „Ich kann bauen, Ascha.“
– „Du wirst also den NAMEN GOTTES  rezitieren und die Außenwände des Hauses des FEUERS tünchen.“

… Ein paar Worte noch über das mit goldenem Feuer glühende Kreuz, das zur Reinigung von Raum und Mensch dient.
Es ist wohl klar, dass dieses Bild nichts mit dem Kreuz zu tun hat und auch nicht haben kann, das Jahrhunderte nach der Hinrichtung als Symbol der Verehrung in der römischen Kirche verwendet wurde. Und dort stand, wie wir wissen, kein Kreuz, sondern eine T-Säule, die von den Römern für Hinrichtungen verwendet wurde.
Ich bezeichne das Kreuz in meiner Geschichte als ein Kreuz der LICHTTRAGENDEN GÖTTLIHEN KRAFT, das die Kraft des entgegengesetzten Ursprungs vernichtet und auflöst. So lehrte RABBI Johannes mit Glauben, reinem Herzen und Phantasie, das Unreine zu verjagen. Und Johannes hat es mich gelehrt.

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